Im Kiez gekiebitzt

Ein echter Späti in Moabit

 

Wissen Sie, was ein Späti ist? Falls nein, besteht dennoch die Möglichkeit, dass Sie schon mal einen aufgesucht haben. Der Begriff, der 2017 in den Duden aufgenommen wurde, stammt aus der Alltagssprache und bezeichnet eine Spätverkaufsstelle, die außerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Ladenöffnungszeiten geöffnet hat. In ostdeutschen Großstädten wie Berlin, Leipzig und Dresden hat sich der Bequemlichkeit halber hierfür die Kurzform Späti durchgesetzt.

Moabit ist ein bevölkerungsreicher Stadtteil, dementsprechend gibt es hier mehrere Spätis, die meisten auf den Parallelstraßen Turmstraße und Alt-Moabit. Gleich um die Ecke der Pflegestation Jahnke in der Perleberger Straße 54 gibt es auch einen solchen Spätverkauf, die Nähe zur U-Bahnstation Birkenstraße schien bei der Gründung von Vorteil – und hat sich tatsächlich auch als solcher erwiesen. In Jiby’s Späti gibt es all das, was es üblicherweise in den kleinen Spätverkaufsläden gibt: Getränke, Snacks, Tabakwaren, Zeitungen, Süßwaren aller Art inklusive Eis am Stiel.

Die Kundschaft ist seit Anbeginn international. Das haben sich die Inhaber von Jiby, ein afrikanisches Ehepaar, insofern zunutze gemacht, als dass sie ihr Angebot nach und nach erweitert haben. Neben der reinen Verkaufstätigkeit haben sie einige Computer mit Internetzugang aufgestellt und einen Flachbildschirm installiert, auf welchem die Fußball-Bundesliga- und Champions League-Spiele übertragen werden. Das fördert gleichermaßen Geselligkeit und Umsatz. Da viele ihrer Kunden einen Teil ihres in Deutschland verdienten Geldes in ihre Heimatländer zu ihren Familien schicken wollen, bietet Jiby‘s die Dienste von MoneyGram an. Dieser seriöse Finanzdienstleiser wickelt Geldtransfers innerhalb weniger Minuten ab – selbst bei Entfernungen über tausenden von Kilometern.

Unter der Woche hat der Späti von 6.00 Uhr bis 2.00 Uhr nachts geöffnet, an den Wochenenden noch länger. Nicht selten geschieht es, dass der Laden wegen hohen Betriebs gar nicht geschlossen wird.

Knapp 1.000 Spätis sind in Berlin offiziell angemeldet, längst sind sie Bestandteil der Kiezkultur. Ein Abgeordneter des Neuköllner Bezirksparlaments hat unlängst sogar gefordert, man solle den Spätis den Status eines „schützenswerten Kulturguts“ zusprechen, ähnlich wie den vom Aussterben bedrohten Eckkneipen. Der Hintergrund: Immer wieder gibt es Anzeigen von Nachbarn (oder Konkurrenten?), die den angeblich unerlaubten Verkauf von Waren monieren. Laut Berliner Ladenschlussgesetz dürfen nämlich sonntags zwischen 7 und 16 Uhr nur Blumen, Printmedien, Backwaren und Milchprodukte verkauft werden. Das zu kontrollieren ist aber undenkbar. Dem Berliner Ordnungsamt fehlen hierfür die Mittel und erst recht das Personal.

Spätis wie Jiby’s in der Perleberger Straße ist das eigentlich egal. Nachts machen sie ohnehin dreimal so viel Umsatz wie tagsüber.

VH

Jiby’s Späti in der Perleberger Straße 54