Im Kiez gekiebitzt

Eisstockschießen im Tiergarten – ein winterliches Vergnügen

 

Pünktlich zum Eintritt der kühlen Witterung wurde im Großen Tiergarten eine traditionelle Winterattraktion wiedereröffnet. Im November 2018 lud das Café am Neuen See zur Saisoneröffnung im Eisstockschießen ein, und viele alte Bekannte, aber auch neugierige Spaziergänger kamen vorbei, um das eigene Zielvermögen auf spiegelglatten Untergrund zu testen. Zum achten Mal seit 2011 präsentierten sich die sechs je 20 Meter langen Echteisbahnen gut präpariert und gekühlt, sodass die Eisstöcke elegant über die Bahnen flitzen konnten.

Die Regeln dieses Freizeitvergnügens sind einfach: Es treten jeweils zwei Mannschaften gegeneinander an. Von der Abspielstelle aus versuchen die Spieler der Mannschaften abwechselnd, mit ihrem Eisstock möglichst nahe an die „Daube“ zu schießen. Die Daube, eine kreisrunde Scheibe am Ende der Eisbahn, ist das Zielobjekt der Spieler. Eine Mannschaft besteht normalerweise aus bis zu vier Spielern, wobei jeder Spieler pro Durchgang einen Versuch durchzuführen hat. Ziel ist es, einen Stock der eigenen Mannschaft in Bestlage, also näher zur Daube als der Gegner, zu bringen. Diejenige Mannschaft hat gewonnen, die einen Eisstock am nächsten zur Daube geworfen hat.

Eisstockschießen soll angeblich in Skandinavien erfunden worden sein, ist aber seit vielen Jahrhunderten vor allem ein  bayerischer und österreichischer Volkssport. Doch auch abseits der Alpenregionen findet man in jüngster Zeit in Gegenden mit zufrierenden Gewässern Menschen, die sich im Winter auf diese sportliche Art und Weise die Zeit vertreiben. In der modernen Form wird Eisstockschießen als Freizeit- oder auch Leistungssport ganzjährig gespielt. Man unterscheidet hier zwischen dem Mannschafts-, dem Weiten- und dem Zielwettbewerb.

Das Café am Neuen See zwischen Landwehrkanal und der Straße des 17. Juni  hat sich als romantischer Ort inmitten der Großstadt einen Namen gemacht. Das 1896 erbaute einstige Landhaus liegt unter großen Bäumen direkt am Neuen See im Tiergarten. Im Sommer lädt ein Biergarten  mit Seeblick zum Verweile ein. Wer möchte, kann sich auch ein Boot ausleihen, um auf dem erstaunlich großen und verzweigten See zu paddeln.

Im Winter gibt es entlang der Eisstockbahnen als besonderen Service noch einen Glühwein-Ausschank. Für ein einstündiges Eisstockschießen zahlt jede Person im Durchschnitt zehn Euro. Der Mindestpreis liegt zurzeit bei 59 Euro pro Bahn, man sollte also für genügend Mitspieler sorgen, wenn es nicht zu teuer werden soll.  Die Eisbahnen am Neuen See bleiben zumindest bis Ende Februar in Betrieb. Wann genau sie abmontiert werden, ist auch abhängig von der Großwetterlage. Sollten Anfang März die Blumen im Tiergarten sprießen und die Vögel singen, denkt niemand mehr an Eisstockschießen. Aber so weit ist es noch lange nicht.

VH

Blick auf die Eisstockbahnen am Café am Neuen See