Die Vorteile der Bezugspflege und ihre natürlichen Grenzen

Vertraute Personen um sich zu haben, mit Menschen zusammen zu sein, die man gut kennt und die man einschätzen kann, ist ein Wunsch, der durchaus nachvollziehbar ist. Besonders bei alten oder kranken Menschen, die von einem ambulanten Pflegedienst wie der Pflegestation Jahnke in der eigenen Wohnung betreut werden, ist der gewohnte Besuch einer Krankenschwester oder eines Altenpflegers von großer Bedeutung. Viele Patienten brauchen eine gewisse Zeit, um Vertrauen zum Pflegepersonal aufzubauen. Pflege ist häufig auch eine intime Angelegenheit. Es gibt bei der Arbeit viel Körperkontakt, auch Kontakt zu Schambereichen lässt sich nicht immer vermeiden. Da ist es förderlich, wenn eine vertraute Person die pflegerische Arbeit übernimmt.

Bezugspflege heißt das Fachwort, und ihre Realisierung ist eines der Grundprinzipien unserer ambulanten Pflegestation. Die gemeinsame Arbeit an den Problemen der Patienten erfordert oft ein vertrauensvolles Verhältnis, eben eine gute Beziehung. Bezugspflege bedeutet also, dass eine Patientin oder ein Patient in der Regel durchgehend von derselben Pflegeperson betreut wird. Das ist gleichzeitig ein großer Vorteil der ambulanten Pflege allgemein, denn im stationären Bereich müssen sich die Patienten auch während einer Schicht immer mit mehreren Schwestern oder Pflegern auseinandersetzen.

Ohnehin richten Patienten besondere Erwartungen an die Pflegenden. Sie dürfen auch von den Pflegenden erwarten, dass sie sich einfühlsam und verständlich um sie kümmern, ihnen im Rahmen der zur Verfügung stehenden Zeit zuhören und darauf reagieren. In einer Bezugspflege mit vertrauten und regelmäßig erscheinenden Krankenschwestern und -pflegern ist dieser Idealzustand selbstverständlich einfacher und rascher zu erreichen als mit ständig wechselndem Personal.

Soweit das Prinzip, soweit die Theorie. Dass in der Praxis, im täglichen Arbeitsleben, jedoch nicht immer die gleiche Person zum Pflegebesuch kommen kann, liegt auf der Hand. Unsere Mitarbeiter/innen arbeiten sehr aufopferungsvoll und verantwortungsbewusst, doch nach einigen Arbeitstagen sehnen sie sich nach einem freien Wochenende oder freien Tagen. Und selbst die tüchtigste Hauspflegerin, der fleißigste Altenpfleger oder die engagierteste Krankenschwester braucht Erholungsurlaub, um abzuschalten und Kraft zu tanken.  

Und es gibt weitere Gründe für eine Unterbrechung der beruhigenden Regelmäßigkeit: Pflege ist eine erfüllende, aber auch physisch und psychisch anstrengende Tätigkeit. Das bedeutet: selbst das Pflegepersonal ist von Krankheit nicht gefeit. Es kann sogar mal geschehen, dass eine Urlaubs- oder Krankheitsvertretung plötzlich erkrankt. In diesem Fall wäre dann eine dritte Bezugsperson im Einsatz. Das ist für niemand eine angenehme Nachricht, weder für die entsprechenden Patienten noch für unseren Innendienst, der den bereits ausgearbeiteten Dienstplan kurzfristig ändern muss. Sie sehen, liebe Patientinnen und Patienten, für uns alle ist es am besten, wenn die feste Bezugsperson im Einsatz ist.

Grundsätzlich  sind wir bei allen Unwägbarkeiten immer offen für Personalwünsche unserer Patienten. So respektieren wie selbstverständlich den Wunsch nach einer gleichgeschlechtlichen Pflegekraft bei der Körperpflege. Zu bedenken geben wir gleichzeitig aber, dass bei einfacher Verrichtungen, etwa Medikamentengabe oder Verbandwechsel außerhalb des Intimbereichs, dies aus unserer Sicht nicht unbedingt notwendig erscheint. Gut eingespielte Pfleger-Patienten-Teams sind für beide Seiten das Optimale. Und nach zwei oder drei Wochen Urlaub freuen sie sich erfahrungsgemäß auch wieder aufeinander. 

Zum Abschluss dieses Beitrags, der in erster Linie für unsere Patientinnen und Patienten verfasst wurde – auch mit dem Ziel ein wenig um Verständnis für urlaubs- und krankheitsbedingte Vertretungen zu werben –, möchten wir noch einen ganz anderen Aspekt ins Spiel bringen. Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass ein „neues Gesicht“ auch eine Bereicherung sein kann? Ist es nicht so, dass man durch einen anderen, zugegebenermaßen nicht so vertrauten Menschen auf andere Gedanken und Ideen kommt? Kann diese andere Schwester oder der andere Pfleger Sie und Ihre Lebenslage vielleicht aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen und Dinge mit Ihnen besprechen, die Ihrer vertrauten Pflegekraft vielleicht gar nicht aufgefallen sind? Vier Augen sehen schließlich mehr als zwei, und neue Besen kehren gut. – Die Sprichwörter kommen nicht von ungefähr.

Wenn gelegentlich eine andere Mitarbeiterin der Pflegestation Jahnke bei Ihnen zu Hause erscheint, dann ist sie auf jeden Fall genauso gut informiert über Ihren Pflegebedarf wie Ihr Stammpersonal. Dafür sorgt die Pflegedokumentation, die Informationen enthält über Ihre persönliche Pflege und die allen Sie besuchenden Pflegekräften zur Verfügung steht. Alle notwendigen Pflegemaßnahmen werden mit der gleichen Sorgfalt und Akribie durchgeführt wie gewohnt. Und bei Ihren persönlichen Bedürfnissen wird nach bestem Wissen und Können geholfen.  

Und wenn Sie und Ihr Pflegepersonal wirklich einmal nicht zusammenpassen sollten, dann rufen Sie uns einfach an. Wir sind immer für Sie da und werden gemeinsam eine Lösung finden.                                                                       

 Anni Kuffer-Jahnke und Werner Jahnke

Foto: Archiv Werner Jahnke
Es hat viele Vorteile, von einer vertrauten Person gepflegt zu werden.