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Kompetenz und Erfahrung – Petra Nätebusch

hilft Jahnke-Patienten in sozialen Angelegenheiten

 

Für viele alte und kranke pflegebedürftige Menschen ist der regelmäßige Besuch  ambulanter Pflegedienste ein Segen. Diese Besuche dienen natürlich in erster Linie der pflegerischen oder hauswirtschaftlichen Versorgung. Sie sind aber gerade bei alleinstehenden Menschen auch eine willkommene soziale Begegnung in einem ansonsten häufig begegnungsarmen Leben. Unabhängig davon, ob der Pflegebesuch zweimal wöchentlich oder dreimal täglich geschieht, er bietet immer die Möglichkeit eines kleinen Gesprächs und eines Gedankenaustausches.

Was aber geschieht, wenn ein alleinstehender Patient oder eine hochbetagte Patientin ein Problem im Alltagsleben hat, das dringend gelöst werden muss? Ämter, Behörden, die Bank oder die Krankenkasse haben sich gemeldet und bitten um Klärung eines Anliegens und um Antwort. Die MitarbeiterInnen der ambulanten Pflegedienste haben hierfür keine Zeit, Verwandte, Freunde oder Nachbarn sind auch nicht immer abkömmlich. Da kann sich schon mal Verzweiflung breit machen.

Damit dies nach Möglichkeit gar nicht geschieht, hat die ambulante Pflegestation Jahnke schon vor vielen Jahren Vorsorge getroffen. Im Jahr 2003 wurde eine stationseigene Sozialarbeiterin eingestellt, die sich explizit um Lebens- und Krisenberatung für die Patientinnen und Patienten kümmert. Die Diplom-Sozialpädagogin Petra Nätebusch war zuvor beim Allgemeinen Sozialdienst des Krankenhaus Moabit tätig, jenes 2002 geschlossenen Berliner Traditionskrankenhauses. Mit ihrem Fachwissen und ihrer Erfahrung wurde die gebürtige Berlinerin sofort zu einer Bereicherung des Jahnke-Teams.

Wie aber erfährt Petra Nätebusch überhaupt davon, dass bei Patienten eine Notsituation besteht? „Entweder wird das von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern registriert und diese leiten das an mich weiter“, antwortet die Sozialarbeiterin. „Es kommt aber auch vor, dass sich Patienten von selbst oder auch deren Angehörige telefonisch bei uns melden.“

Manchmal sind es kleine Probleme wie die Genehmigung und die Bestellung eines Krankentransports, manchmal warten jedoch gleich mehrere Aufgaben auf Petra Nätebusch. Nicht selten sind es die Anträge auf Hilfe zu Pflege und die Kosten für Pflege, die Patienten vor unlösbare Aufgaben stellen. Bei einer Verschlechterung des Gesamtzustandes werden Patienten eventuell in einen höheren Pflegegrad eingestuft. Das ist zumeist mit höheren Kosten verbunden, die selbst wohlhabendere Patienten alleine nicht mehr stemmen können. Dann muss womöglich das zuständige Sozialamt unterstützend tätig werden.

Aufgrund des eingegangenen Antrags entsenden die Sozialämter dann ihre Experten, die den entsprechenden Patienten aufsuchen und die Notwendigkeit der beantragten Hilfsleistungen begutachten. Bei diesen Besuchen ist Petra Nätebusch als „Anwältin der Patienten“ meistens auch zugegen. Das ist höchst sinnvoll, denn nicht immer können die Patienten die ihnen gestellten Fragen erschöpfend beantworten. Zudem haben einige der pflegebedürftigen Menschen bei solchen „offiziellen“ Anlässen das Bestreben, sich fitter zu präsentieren als sie es in Wahrheit sind. Da reicht mitunter eine kurze Erläuterung der Sozialarbeiterin aus, um den Sachverhalt korrekt darzustellen.

„Trotzdem gibt es zuweilen bei der Ermittlung unterschiedliche Meinungen über eine Einschätzung, was nun tatsächlich ein notwendiger Bedarf ist und was nicht“, weiß Petra Nätebusch. Ein klassisches Beispiel ist die Wohnungsreinigung. Die Gutachterinnen des Sozialamts sehen die Wohnung der begutachteten Patienten ein einziges Mal, dann nämlich, wenn sie vor Ort sind und den Bedarf ermitteln. Die MitarbeiterInnen des ambulanten Pflegedienstes hingegen sind gleich mehrfach wöchentlich oder sogar mehrfach täglich dort und haben einen ganz anderen Überblick in Bezug auf Defizite oder Mängel.

Schon zu Beginn ihrer Tätigkeit bei der Pflegestation Jahnke hat die Sozialarbeiterin festgestellt, dass Beratungsgespräche beim Patienten zuhause mehr Zeit in Anspruch nehmen als im Krankenhaus. Anders als im Krankenhaus geht es ja bei diesen Gesprächen auch nicht nur um „die Zeit danach“, sondern häufig um konkrete Lebens- oder Krisenberatungen. Das Ehepaar, das sich in der häuslichen Enge gegenseitig schikaniert, ist ein alltagstaugliches Beispiel. Da reichen gute Rat-schläge häufig nicht aus, da müssen aus Gründen des Schutzes voreinander unkonventionelle Überlegungen angestellt werden, die bis zur vorübergehenden Trennung des Paares – etwa durch Kurzzeitpflege – umgesetzt werden.

Wenn die Jahnke-Sozialarbeiterin wahrnimmt, dass Patienten gar nicht mehr in der Lage sind, ihre sozialrechtlichen und sonstigen rechtlichen Geschäfte zu erledigen, dann wendet sie sich als letzte Lösung an das zuständige Amtsgericht. Dort beantragt sie dann eine rechtliche Betreuung für die entsprechende Person. Bei der Frage, ob sich im Laufe der vielen Jahre in ihrem Beruf etwas geändert habe, überlegt Petra Nätebusch kurz. „Ja“, sagt sie schließlich. „Die komplett Mittellosen erhalten zunehmend weniger Leistungen, der Datenschutz verkompliziert unsere Arbeit, doch meine Patienten berate und unterstütze ich insgesamt genau so gerne wie früher.“                                        

VH

 

Foto: Silvia Hoffmann

Petra Nätebusch ist seit 2003 Sozialarbeiterin bei der Pflegestation jahnke