Gestern und Heute

Erika Schmittz erzählt

 

Es gibt nur wenige Menschen, die von sich behaupten dürfen, gleich drei Ausbildungen erfolgreich absolviert zu haben. Jahnke-Patientin Erika Schmittz* gehört zu diesem erlesenen Kreis. In der damaligen DDR entschied sie sich zunächst für eine Großhandelslehre, ehe sie auf ihr größeres Interesse hörte und sich zur pharmazeutisch-technischen Assistentin ausbilden ließ. Viele Jahre später, als sie schon längst in die Bundesrepublik übergesiedelt war, sollte sie dann noch einmal die Schulbank drücken. In der renommierten Verwaltungsakademie Berlin, die damals noch am Ku’damm ansässig war, lernte sie zwei Jahre lang berufsbegleitend, wie die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes und von Beschäftigten kommunaler Betriebe organisiert wird.

Geboren wurde Erika Schmittz 1937 in Bernau. In der Stadt nördlich von Berlin wuchs sie auf, dort besuchte sie auch die Schule. Ihr Vater war in der Kriegsgefangenschaft gestorben, die Mutter zog die Tochter alleine groß und lehrte sie, die eigene Meinung zu achten und zu verteidigen. Das gefiel wohl einigen in der Schule nicht, weshalb die junge Erika vorzeitig die Schule verlassen musste. Geschadet hat ihr der Rauswurf nachweislich gar nicht. Im Gegenteil: es hat sie eher gestärkt.

Zu der Zeit begann Erika Schmittz ihre Leidenschaft für den Sport zu entdecken. Besonders das Tischtennis tat es ihr an. Trainiert wurde in Berlin-Mitte beim Verein Lokomotive Oberspree. Ein junger Westberliner namens Alfred, der wie einige andere Westberliner vor dem Mauerbau noch problemlos dort mitspielen konnte, sollte nach einiger Zeit ihr Partner im gemischten Doppel werden. „Sechs Jahre hat es gedauert, bis wir auch im richtigen Leben ein Paar wurden“, lacht Erika Schmittz. „Geheiratet haben wir im Mai 1961 im Wedding, von dort an blieb ich dauerhaft in Westberlin.“    

Die ersten Jahre nach der Heirat wohnten sie noch in äußerst engen Verhältnissen in der 2-Zimmerwohnung ihrer Schwiegermutter, ehe im gleichen Haus eine Wohnung für das junge Paar frei wurde. Genau am 5. Hochzeitstag wurde Sohn Christian geboren, der zwölf Jahre in den USA bei Apple als Informationstechniker gutes Geld verdiente und nun für den Konzern wieder in Berlin arbeitet. Da beide Eltern bei Christians Geburt berufstätig waren, zog Erikas Mutter aus Bernau nach Berlin, um sich tagsüber um ihren Enkel zu kümmern.

Mit ihrem Mann Alfred, der als Bauschlosser für die Berliner S-Bahn tätig war, reiste Erika liebend gerne. „Wir haben fast die ganze Welt gesehen, haben Kreuzfahrten unternommen und das alles sehr genossen“, blickt sie dankbar auf ihr früheres Leben zurück. Dankbar ist sie auch dafür, dass sie nach kurzer Zeit auf der Warteliste nun einen Platz im Patiententreffpunkt der Pflegestation Jahnke gefunden hat. Jeden Mittwoch wird sie von Betreuerin Silke Redlich abgeholt und am Nachmittag wieder nach Hause gefahren. „Das sind immer wunderschöne Stunden“, sagt sie anerkennend.

VH

 *Name von der Redaktion geändert

                                                                                   

 

 

 

 

 

Erika Schmittz im Jahnke-Patiententreffpunkt