Gestern und Heute

Thomas Engel erzählt

 

Beim Erzählen sind die Menschen nicht gleich. Es gibt wahre Erzähltalente, die ihre Zuhörer in Bann halten mit ihren Erlebnissen und Anekdoten. Es gibt andererseits Zauderer, die stets der Meinung sind, sie hätten gar nichts zu erzählen (und da oft falsch liegen). Thomas Engel* ist sicherlich ein  großes Erzähltalent. Dazu trägt schon seine klare und sonore Stimme bei, die er als ein Geschenk des Lebens erhielt, die er aber im Laufe der Jahre trainiert und zu Höchstleistungen getrieben hat. Dazu bei trägt jedoch vor allem seine Fähigkeit, dem eigenen Leben immer wieder neue Wendungen zu geben, wodurch es reicher und vielfältiger werden konnte.

Geboren wurde Thomas Engel 1943 in Regensburg als Sohn eines Ingenieurs und einer Kindergärtnerin. Nach der Schulzeit absolvierte er eine Ausbildung zum Hotelkaufmann im berühmten Parkhotel in Frankfurt am Main. „Da lernte ich Konrad Adenauer kennen, Theodor Heuss und Federico Fellini“, erinnert er sich, „das war alles sehr beeindruckend.“ Der Ausbildung schloss sich ein zweijähriges Arbeitsverhältnis bei einem Luxushotel in Kairo an, ehe der hochtalentierte Sänger im Alter von 20 Jahren ein Stipendium am Wiesbadener Konservatorium erhielt. Es war der Beginn einer großartigen Sängerkarriere. Thomas Engel erhielt Engagements am Staatstheater Mainz und am Stadttheater Lübeck. Er lebte viele Jahre in München, verfeinerte seinen Bassbariton am Richard-Strauß-Konservatorium und wurde geschätzt wegen seines lyrischen Gesangs.

Seine letzten Bühnenjahre verbrachte er in Berlin. Am Theater des Westens widmete er sich fortan den Musicals. Er trat mit vielen bekannten deutschen Künstlern auf, mit Brigitte Mira, Götz George, Willy Millowitsch und anderen und war glücklich mit seiner Berufswahl und seinem gesamten Leben.

Vielleicht war es das Wissen um sein eigenes Glück und die Dankbarkeit darüber, die ihn bewogen, sich nach dem aktiven Berufsleben für andere Menschen einzusetzen. Bereits 1997 half er in der Franziskaner Klosterküche mit, Essen für hilfsbedürftige Menschen auszuteilen. Über Fortbildungen beim Roten Kreuz qualifizierte er sich anschließend als Betreuer für kranke und schwerstkranke Kinder, darauf folgten eine ehrenamtliche Richtertätigkeit, Hospizarbeit und eine langjährige Tätigkeit als Lernpate in Moabit. Zahlreiche Ehrungen erhielt er für sein freiwilliges Engagement, so war er u.a. eingeladen zu den Gartenfesten der Bundespräsidenten Herzog und Köhler.

Nach einem Krankenhausaufenthalt bekommt Thomas Engel seit Anfang des Jahres regelmäßige Unterstützung von der Pflegestation Jahnke. An neue Situationen hat sich dieser wandlungsfähige Mensch aber schon immer schnell gewöhnt. „Die Damen von der Pflegestation sind alle sehr gepflegt und charmant“, sagt er mit seiner sonoren Stimme – als wolle er ihnen ein Loblied singen.              

VH

*Name von der Redaktion geändert

Thomas Engel erhält die Goldene Verdienstnadel der Stadt Berlin vom ehemaligen Gesundheitssenator Marion Czaja