Gestern und heute

John Walton erzählt

 

Aus einer kinderreichen englischen Familie stammt der Jahnke-Patient John Walton*. Als ältestes von insgesamt acht Kindern lernte er früh, Verantwortung zu tragen und den Eltern eine Stütze zu sein. Gut erinnern kann er sich daran, dass sein Vater, Fensterreiniger von Beruf, ihn morgens kurz nach sechs Uhr weckte. Dann stand der junge John auf, ging in die Küche und kochte erst einmal einen große Kanne Tee für sich und seine Geschwister und bereitete für alle das Frühstück vor.

Geboren wurde er am 30. Mai 1943 in Cheltenham, einem mondänen Badeort in der Grafschaft Gloucestershire im Südwesten Englands. Die See war für ihn seit jeher der große Sehnsuchtsort. So war es kein Wunder, dass er nach Beendigung der Schulzeit mit 15 Jahren darauf drängte, zur See fahren zu dürfen. Wenige Monate später hatte er es tatsächlich geschafft und war in der Ausbildungsklasse der Royal Navy, der Kriegsmarine des Vereinigten Königreichs. Er erlernte die Fachsprache der Seeleute, lernte Funken und Navigieren und lernte vor allem ein paar Dutzend Seemannsknoten, von denen er heute noch einige beherrscht. Als Höhepunkt seiner Navy-Zeit empfindet er die Monate, die er auf einem Segelschiff, einem Dreimaster, verbrachte.  

„Durch die Royal Navy habe ich fast die ganze Welt gesehen“, erzähl der Brite. „Ich war in Australien und Neuseeland, in Nord- und Südamerika, in Singapur, Thailand und auf den Philippinen.“ Zehn lange Jahre blieb er bei der Royal Navy, mit 25 Jahren kehrte er nach Cheltenham zurück und arbeitete in einem Weinladen der Stadt. Doch John Walton spürte, dass seine Vaterstadt nicht mehr sein Heimat war. Im Urlaub war er einmal in Deutschland gewesen, und dort hatte es ihm so gut gefallen, dass er eines Tages beschloss, dorthin zu ziehen. Berlin sollte es sein, „denn das ist größte deutsche Stadt, und die sollte meine neue Heimatstadt werden.“

Beruflich kam er in Berlin sehr schnell und sehr gut zurecht. Er arbeitete als Zimmermann, verdiente recht ordentlich, war aber beim Geldausgeben auch nicht gerade zimperlich. Sparen sollten andere, seine Devise lautete: leben und leben lassen. Musik und Technik begeisterten ihn und faszinieren ihn noch heute. Das Radio in seiner kleinen Wohnung in Berlin-Mitte gehört zu seinen Heiligtümern, ebenso wie der Computer, sein „bester Freund“, wie er scherzhaft sagt. „Der erzählt mir alles, was ich wissen will.“

Seit mittlerweile sieben Jahren ist John Walton, nun Patient der Pflegestation Jahnke. Die Besuche der Jahnke-MitarbeiterInnen bedeuten für ihn immer ein wenig Abwechslung. Den Kontakt zu seiner Familie in England hält er nach wie vor, besonders zu seinen Schwestern Maureen und Francis. Und auf seinem Wohnzimmertisch steht ein echte englische Rarität: Queen Elisabeth als kleine  Wackelfigur.

*Name von der Redaktion geändert

VH                                               

John Walton inmitten seiner Blumenpracht auf seinem Balkon