Gestern und Heute

Frieda Lachmann erzählt

 

Regelmäßige Leserinnen und Leser des Birkenblatts werden sich vermutlich noch an Frieda Lachmann* erinnern. Vor gut einem Jahr haben wir sie schon einmal vorgestellt, damals erschien die Jahnke-Patientin sogar zweimal hintereinander auf dem Titelbild. Zusammen mit Ingeborg Grüber, einer weiteren Jahnke-Patientin, hatte sie am Fotoshooting von Esther Haase für die Frauenzeitschrift BARBARA teilgenommen. Im Schlosshotel Grunewald ließ sich die damals 98-Jährige für die Aufnahmen zum ersten Mal in ihrem Leben schminken und ihre Fingernägel lackieren. Anschließend verblüffte und verzauberte sie die Anwesenden mit ihrem Auftreten, das so selbstsicher wirkte, als ob sie ihr Leben lang Model gestanden hätte.

Am 21. September wurde Frieda Lachmann nun 100 Jahre alt. Zu diesem außergewöhnlichen Ehrentag erhielt sie natürlich Besuch von der Pflegestation Jahnke. Geschäftsführerin Rosa Lopez de la Rica ließ es sich nicht nehmen, Frau Lachmann persönlich zu gratulieren und Glückwünsche vom gesamten Pflegeteam auszurichten. Die gut gelaunte Jubilarin freute es sichtlich.

Geboren wurde Frieda Lachmann 1920 in Crossen an der Oder, das damals preußisch war und heute unter dem Namen Krosno Odrzanskie zur polnischen Woiwodschaft Lebus gehört. Auf dem von ihrem Großvater gegründeten Hof arbeitete sie von früher Jugend an mit. Die Eltern betrieben Ackerbau und Viehzucht, an die schwere körperliche Arbeit war sie rasch gewöhnt. „Das machte mir gar nichts aus“, versichert sie. „Im Gegenteil, ich war immer draußen und die Luft war frisch und gut.“

Ihr späterer Mann war Berliner, und als sie mit ihm gemeinsam zum ersten Mal in die Hauptstadt fuhr, war sie ganz begeistert von den schicken Damen. „So elegant wollte ich auch aussehen“, lacht sie. Als sie nach dem Krieg in die Berliner Wohnung ihrer Schwiegereltern ziehen konnte, ging es aber zunächst nur um die Frage, „woher bekommen wir etwas zum essen und etwas zum heizen?“, erinnert sie sich. Arbeit hatten sie glücklicherweise, ihr Mann war beim Berliner Senat angestellt, sie selbst verdiente etwas Geld bei einer Schneiderin am Kurfürstendamm.

In ihrer ersten Berliner Wohnung wohnt sie übrigens noch immer. Hundert Jahre jung ist Frieda Lachmann, wach im Kopf, zufrieden im Herzen und erstaunlich flink auf den Beinen.

VH

*Name von der Redaktion geändert

Foto: Rosa Lopez de la Rica

Frieda Lachmann an ihrem 100. Geburtstag neben Jahnke Mitarbeiterin Monika Schulz

Foto: Norbert Nöthlich

100 Jahre - kaum zu glauben