Birkenblatt
Herzlich willkommen im
… Hamburger Laden in der Zillestraße
Eine Mischung aus Tradition, Schick und gediegener Gemütlichkeit. Das ist der erste Eindruck beim Betreten des Hamburger Ladens in der Charlottenburger Zillestraße. Echt hanseatisch eben. Beginnen wir mit dem ersten Begriff: Tradition. Die wird von Thomas Michutta ganz bewusst hochgehalten. Kein Wunder, denn das Erfolgsrezept von damals ist (fast) das gleiche wie heute: Arbeitskleidung und Strickmoden aus hochwertigem Material. Seit 1886 gibt es den Hamburger Laden schon in Berlin. Ein waschechter Hamburger soll den Laden auf der Fischerinsel gegründet haben. Dessen Name ist nicht mehr bekannt, wohl aber der Zweck des Unternehmens nämlich Anfertigung von Arbeitsbekleidung für die dort ansässigen Berufsschiffer und andere verwandte Berufe.
Dementsprechend waren die ersten Kunden Spreeschiffer, die mit ihren Lastkähnen an der Fischerinsel anlegten und sich dort mit wetterfester Kleidung versorgten. In den 1920er Jahren zogen Ausgelassenheit und Eleganz in die deutsche Hauptstadt ein, vermutlich eine gute Gelegenheit, den Hamburger Laden auf mehr Schick zu trimmen und einen Umzug zu wagen. Der fand dann auch im Jahr 1927 statt, in die Zillestraße 69. 1997 wurde die Hausnummer 71 dazu gemietet, und dort ist er auch heute noch zu finden. Und die Spree ist ja dort immer noch in der Nähe.
Thomas Michutta war ab 2008 der Filialleiter des Hamburger Ladens, seit 2015 ist er auch Inhaber. Wie sehr er die Historie des Unternehmens schätzt, beweisen einige gerahmte Bilder an der Wand. Es sind Kopien von Originalaquarellen aus dem Ephraim-Palais, welche die Fischerinsel um die vorletzte Jahrhundertwende zeigen. Immer mit auf den Aquarellen und gut am Schriftzug erkennbar ist das alte Haus, in dem der Hamburger Laden war.
Wichtigstes Standbein ist der Großhandel. Industriekunden werden mit Berufskleidung beliefert, so etwa die Gastronomie, handwerkliche Betriebe mit Zunftkleidung, der Gesundheitssektor sowie Reedereien und der gesamte maritime Bereich. Auch Uniformen werden an den beiden Produktionsstätten Deutschland und Portugal hergestellt und – man reibt sich verwundert die Augen – der Hamburger Laden ist das einzige Pfadfinderfachgeschäft im Raum Berlin-Brandenburg.
„Auch diverse künstlerische Betriebe zählen zu unseren Kunden“, verrät Thomas Michutta und nennt die Deutsche Oper, Theater und Filmproduktionen. Seemannshemden und -pullover hingegen gehören zu den Rennern im Ladenverkauf. Der Laden selbst strahlt die besagte gediegene Gemütlichkeit aus: ein gepolsterter Handwerksstuhl, eine alte Vitrine, Fischernetze und ein Rettungsring aus den 20er Jahren sorgen für passendes Ambiente. Eine wahre Rarität ist die Wachmannsjoppe, die ausschließlich vom Hamburger Laden produziert wird. Seit 1927 gibt es sie dort im gleichen Zuschnitt im Marine Strichtuch.
VH