Birkenblatt
Herzlich Willkommen im...
… Merhaba Discount
Merhaba ist eine türkische Begrüßungsformel und bedeutet so viel wie „Hallo“. Ob morgens, mittags oder abends – wer einen freundlichen Gruß aussprechen möchte, sagt einfach: „Merhaba!“ Wenn ein Lebensmittelhändler seinen Verkaufsladen „Merhaba Discount“ nennt, dann ist das wohl eine bewusst gewählte Aussage nach dem Motto: Tretet ein, ihr seid alle willkommen. Ali Kamburoglu, den alle im Kiez nur Ali nennen, ist in der Tat ein weltoffener und kommunikativer Mann, der seinen Beruf mit seiner Leidenschaft kombiniert: erzählen und diskutieren.
Seit 1987 führt er seinen kleinen Lebensmittelladen in der Birkenstraße 44, direkt am hinteren Eingang zur U-Bahn. Seine Kundschaft stammt überwiegend aus den umliegenden Straßen, wo die Leute ihn kennen und die Qualität seiner Produkte schätzen. Frisch ist alles, das Obst, das Gemüse, auch die kleinen orientalischen Leckereien, die Ali Kamburoglu für zwischendurch anbietet: Hummus, Zengil, gefüllte Weinblätter, Weichkäse mit Kräutern, Thunfischsalat und vieles mehr. Obst- und Gemüsekisten stehen handlich wie auf einem Marktplatz in der Mitte des Verkaufsraums. Die Regale an den Wänden hingegen sind gefüllt mit verpackten Waren, mit Flaschen, Gläsern, Büchsen, Tüten und Schachteln. Alles hat ein wenig den Charme eines wohlsortierten Tante-Emma-Ladens der 70er Jahre – und das ist durchaus als Kompliment gemeint.
Ali Kamburoglu hat den Laden vor 34 Jahren von zwei Freunden übernommen. Als diese ihn fragten, ob er Lust darauf hätte und sich das zutraue, sagte er sofort zu. Erst 1979 war er aus der Türkei nach Berlin gekommen, hatte Betriebswirtschaft studiert und sich sehr für die Politik in Deutschland interessiert. Dieses Interesse ging nach der Übernahme des Lebensmittelladens erstaunlicherweise nicht verloren. Im Gegenteil, Ali Kamburoglu beginnt mit seinen Kunden nach wie vor gerne ein Gespräch über die gesellschaftliche und politische Lage in Berlin und der Welt. Zu diskutieren gibt es ja wahrlich immer genug!
Der Inhaber ist in der südlichen Türkei aufgewachsen, hat aber syrische Wurzeln. In Deutschland fühlt er sich jedoch sehr wohl. Er ist glücklich darüber, dass er gut aufgenommen wurde und dass ihm die Integration relativ leicht gemacht wurde. Auch deshalb sieht er sich persönlich oft in der Rolle eines Vermittlers zwischen den Kulturen. Dieses politische Denken und Leben gipfelte im Jahr 2006 darin, dass er sich zur Wahl für das Berliner Abgeordnetenhaus aufstellen ließ. Nicht für eine Partei trat er an, nein, als unabhängiger Kandidat. „Im Wahlbezirk rund um meinen Laden holte ich damals die zweitmeisten Stimmen“, sagt er heute immer noch mit Stolz.
Wenn Ali Kamburoglu gemeinsam mit seiner Frau morgens den Laden öffnet, dann freut er sich auf die kommenden Stunden. Denn immer wieder wird er dort Menschen begegnen, die nicht nur einkaufen, sondern sich auch angeregt unterhalten möchten.
VH