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… Schleusenkrug am Landwehrkanal

 

Es wäre wohl vermessen zu behaupten, dass die Berliner Unterschleuse einen hohen Bekanntheitsgrad hätte. „Nie gehört, keine Ahnung!“, wäre vermutlich die häufigste Antwort der Berliner auf die Frage, wo diese sich denn befinde. Fragte man jedoch die gleichen Personen nach dem Schleusenkrug, dürfte bei vielen ein verklärtes Lächeln sichtbar werden. Kein Wunder, gehört der Schleusenkrug doch zu den schönsten und beliebtesten Ausflugszielen in der Hauptstadt.

Die Gaststätte mit ihrem ausschweifenden Biergarten befindet sich in zentraler Berliner Lage in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Zoo und am Rande des Tiergartens. Ihren Namen hat sie besagter Unterschleuse am Landwehrkanal zu verdanken, deren Bau bis 1941 ein Befahren des Kanals auch für größere Schiffe ermöglichte. In den frühen 1950er Jahren wurde dem eigentlichen Schleusenhaus ein festes Gebäude aufgesetzt. Der vorherige Kioskbetreiber an der Schleuse, der auch über einen Getränkeausschank verfügte, sah seine große Chance gekommen, sein Gewerbe in einem festen Gebäude zu vergrößern. Seit 1954 wird der Schleusenbetrieb im Keller des Hauses vorgenommen, während ein Stockwerk darüber sich Berliner und Touristen über ein breites Angebot von Getränken und Speisen freuen. Schleuse und Ausflugslokal sind also unmittelbar miteinander verbunden und bilden eine bauliche Einheit.

Trotz der Nähe zur Stadtbahn, auf der im Minutentakt die S-Bahnen und Regionalzüge vorbeirauschen, ist der Schleusenkrug ein höchst idyllischer Ort. Dass hier an sonnigen und warmen Tagen bis zu 600 Personen Platz finden können, ist dem Biergarten nicht anzusehen. Das liegt aber auch an den verschiedenen Ebenen und den kleinen Winkeln und Ecken des Areals. Unter Schatten spendenden alten Bäumen schmeckt das frischgezapfte Bier, und auch die Speisekarte ist dazu angetan, die Besucher zu locken. Täglich bieten die Inhaber ein wechselndes Menü an, Flammkuchen und vor allem die Grillspezialitäten erfreuen sich zudem hoher Beliebtheit. Selbst bei Regen kann man im Schleusenkrug sitzen bleiben, dann werden die Markisen heruntergefahren und Schirme aufgespannt. Alternativ kann man auch ins Gasthaus gehen, dessen schmuckloser Fassade man nicht unbedingt ansieht, dass im Inneren ein urgemütliches Ambiente auf die Gäste wartet.

Auch literarisch ist der Schleusenkrug bereits verewigt worden. Im faszinierenden Roman „Rot“ des deutschen Schriftstellers Uwe Timm trifft sich der Protagonist häufig mit seiner Ge-liebten an diesem Ort. Beide schätzen die lauschige Atmosphäre des Biergartens. „Ich suche mir immer einen Platz“, lässt Timm den Ich-Erzähler berichten, „von dem aus ich die Schleuse beobachten kann. Hin und wieder kommt ein Ausflugsschiff, eine Motorjacht, selten eine Barkasse mit Schuten.“

Ob Timm wohl wusste, dass der Biergarten an der Berliner Unterschleuse liegt?

VH 

Blick auf den Biergarten am Schleusenkrug