Hilfe durch Selbsthilfe

Gesellschaft zur Förderung der Gehörlosen in Berlin e.V.

 

In Deutschland leben Millionen Menschen, deren Gehör in unterschiedlicher Weise beeinträchtigt ist. Genaue Zahlen sind nicht bekannt, da die Dunkelziffer unter schwerhörigen Menschen sehr groß ist. Belegt ist jedoch, dass knapp 300.000 Menschen so stark hörgeschädigt sind, dass ihnen ein Schwerbehindertenausweis zuerkannt worden ist. Darunter sind etwa 80.000 Betroffene, die von frühester Kindheit an gehörlos sind und sich mittels der Gebärdensprache verständigen.

Die Gesellschaft zur Förderung der Gehörlosen in Berlin e.V. besteht aus tauben, hörgeschädigten und hörenden Mitgliedern und hat sich zur Aufgabe gemacht, die Interessen der Gehörlosen in Berlin zu vertreten. Der 1972 gegründete Verein hatte es sich in der Anfangszeit zum Ziel gesetzt, eine Begegnungsstätte für taube Menschen in Berlin zu etablieren. Zunächst konnten Räume in der Friedrichstraße 12 gemietet werden. Dort begannen die Eltern-Kind-Gruppe sowie die Sozialberatung für taube Erwachsene mit ihrer Arbeit. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1987 wurden Pläne für die Errichtung eines eigenen großen Gehörlosenzentrums entwickelt, das sich durch die Einbeziehung weiterer Grundstücke auch realisieren ließ. Der Senat stellte die benötigten Mittel zur Verfügung, und 1993 konnte das Haus feierlich eröffnet werden.

Die Finanzierung erfolgt mit Hilfe von Zuwendungen der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales sowie aus Eigenmitteln. Die Gesellschaft zur Förderung der Gehörlosen in Berlin ist als Eigentümerin bis heute für die Verwaltung und den Erhalt des Gehörlosenzentrums verantwortlich.

Der Verein bietet kostenlose Sozialberatung in allen Lebensbereichen durch erfahrene, gebärdensprachkompetente Fachkräfte an. Er ist Ansprechpartner speziell für taube und hörgeschädigte Menschen und deren Angehörige für Rat, Unterstützung und Informationen. Außerdem leistet er Schreib- und Telefonhilfe und bietet Selbsthilfegruppen im Gehörlosenzentrum einen Ort zum regelmäßigen Austausch.

Ist aber nicht die größte Form der Selbsthilfe für hörgeschädigte Menschen das Erlernen der Gebärdensprache? Interessant ist hierbei, dass jedes Land seine eigene Gebärdensprache hat. Sprache steht nämlich immer in engem Zusammenhang mit der jeweiligen Kultur. Aber es gibt auch eine Internationale Gebärdensprache, die bei der Verständigung auf internationaler Ebene eingesetzt wird.

Gebärdensprachen sind eigene vollwertige Sprachen. Sie haben eine eigene Grammatik und unterscheiden sich darin von den Lautsprachen des jeweiligen Landes. Deswegen lässt sich die Gebärdensprache auch nicht Wort für Wort in die Lautsprache übersetzen. Doch für die Kommunikation ist sie unerlässlich – Die Betroffenen sind gehörlos, aber eben nicht sprachlos!

VH         

Das Gehörlosenzentrum der Gesellschaft zur Förderung der Gehörlosen in berlin e.V.