Hilfe durch Selbsthilfe

Leichte Sprache beseitigt Hemmnisse in der Selbsthilfe

 

„Selbsthilfe für alle“, ist eine alteingebrachte Forderung der deutschen Selbsthilfebewegung seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Dieser Appell, der auf eine gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen ob mit oder ohne Behinderung zielt, wird von Anfang an auch von den Verbänden der Behindertenhilfe unterstützt. Ein zentraler Aspekt einer gesamtgesellschaftlichen Teilhabe ist die Sprache, die sowohl integrierend als auch ausgrenzend sein kann. Das Lesen und Verstehen von Alltagstexten gehören dazu. Für einige Menschen jedoch bedeutet das Lesen von Texten ein unüberwindbares Hindernis, obwohl sie eigentlich lesen können. Menschen mit Lernschwierigkeiten oder geistigen Beeinträchtigungen sind hier häufig zum Scheitern verurteilt.

Die sogenannte Leichte Sprache kann grundsätzlich keine Wunder bewirken, aber sie kann Abhilfe schaffen und Menschen ermutigen, sich von Texten nicht abschrecken zu lassen. Die Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e.V. hat in 2018 in ihrer Reihe „Selbsthilfe wird inklusiv“ das Thema Leichte Sprache in den Mittelpunkt gestellt. „Die Zielgruppe für die leicht verständliche Sprache ist größer als gemeinhin angenommen. Nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten sind teilweise von „normalen“ Texten überfordert. Es kann auch funktionale Analphabeten, Menschen mit Migrationshintergrund, ältere Menschen mit Demenzerkrankungen, mit Hörbehinderungen und mit Aphasie betreffen. Auch sozial ausgegrenzte Personen können dazu gezählt werden. Es gibt allein 13 Millionen Menschen hierzulande, die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben“, wird das Thema auf der Vereins-Website behandelt.

Aber was ist überhaupt Leichte Sprache? Nach der gültigen Definition des Netzwerks Leichte Sprache ist sie eine speziell geregelte einfache Sprache, die auf eine besonders leichte Verständlichkeit zielt. Sie umfasst neben Sprachregeln auch Rechtschreibregeln sowie Empfehlungen zu  Typographie und Mediengebrauch. Die Leichte Sprache soll Menschen das Verstehen von Texten erleichtern und dient damit auch der Barrierefreiheit.  

Leichte Sprache ist zwar im Satzbau und in der Wortwahl sehr reduziert, aber sie ist deswegen keine „Kindersprache“. Sie richtet sich im Wesentlichen an Erwachsene. Die wichtigsten Regeln lauten: Schreibe nur kurze Sätze. Schreibe nur einen Satz in eine Zeile. Mache in jedem Satz nur eine Aussage. Im Interesse der Verständlichkeit besteht ein Satz sinnvollerweise nur aus den Gliedern Subjekt, Prädikat und Objekt (Beispiel: Die Kinder besuchen ihre Oma). Der Konjunktiv wird vermieden.     

Das Regelwerk der Leichten Sprache umfasst noch einige andere Vorgaben: möglichst viele Absätze machen, ausreichender Zeilenabstand und größeres Schriftbild gehören dazu.

VH                                            

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