Im Brennpunkt

Die Corona-Impfung – Zulassung, Verteilung und Ablauf

 

Seit etwa einem Jahr bestimmt die weltweite Corona-Pandemie auf eine höchst ungewohnte, ja lästige Art und Weise viele Aspekte unseres Lebens. Im Dezember 2019 drangen erste Nachrichten eines neuartigen Virus aus China nach Europa. Damals erschien das für viele eher eine beiläufige Nachricht zu sein, ehe dann ab Februar das Corona-Virus mit voller Wucht auch hierzulande seine Zerstörungskraft freisetzte.

Doch seit einigen Wochen gibt eine seriöse Hoffnung auf Besserung, das Licht am Ende des Tunnels ist sichtbar. Die Impfstoff-Suche, die den wohl größten Wettlauf auslöste, den die Wissenschaft je gesehen hat, scheint erfolgreich beendet zu sein. In der Europäischen Union und den USA stehen drei Impfstoff-Kandidaten kurz vor einer Zulassung: die deutsch-amerikanische Kooperation der Firmen Biontech und Pfizer, der US-Hersteller Moderna sowie der britisch-schwedische Konzern Astrazeneca. Alle drei haben nach Angaben der Unternehmen in abschließenden Studien eine hohe Wirksamkeit gezeigt. Bei den beiden erstgenannten seien es etwa 95 Prozent, bei Astrazeneca rund 70 Prozent. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind allem Anschein nach nicht zu erwarten. Jetzt prüfen die Behörden in der EU und in den USA die bereits gestellten Zulassungsanträge.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) befinden sich derzeit (Stand Anfang Dezember) 48 Impfstoffe in der klinischen Prüfung, davon zehn in der dritten und letzten Phase. Die EU hat sich bereits die Lieferung von bis zu knapp zwei Milliardden Impfdosen gesichert. Sie hat entsprechende Vereinbarung mit mittlerweile sechs Unternehmen getroffen, den drei genannten und drei weiteren Firmen, die kurz vor dem Durchbruch stehen. Deutschland erhält davon dem Bevölkerungsanteil entsprechend 18,6 Prozent. Das sind rund 365 Millionen Dosen. Doch bevor nun die deutsche Bevölkerung durchgeimpft werden kann, gibt es noch einige Probleme zu lösen.

Zu den größten Herausforderungen zählen die Lagerung und der Transport. Der Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer muss etwa bei -70 Grad aufbewahrt werden. Erst fünf bis sieben Tage vor ihrer Verabreichung dürfen die Dosen auf übliche Kühlschranktemperaturen erwärmt werden. Der nächste zu klärende Schritt ist die Beantwortung der Frage wer und wo Impfungen durchführen soll. Die Bundesregierung hat sich von Anfang an klar dagegen ausgesprochen, diese Mammutaufgabe an die ohnehin schon stark ausgelasteten Hausärzte zu delegieren. Statt dessen sollen die einzelnen Bundesländer so genannte Impfzentren installieren, um dort die Impfungen kontrolliert und effizient durchführen zu lassen. Für Alten- und Pflegeheime sind hingegen mobile Impfteams vorgesehen.

In Berlin wurden zu diesem Zweck ab dem 30. November sechs Hallen vorbereitet. Die Standorte Erika-Heß-Eisstadion (Mitte), Velodrom (Lichtenberg), Arena (Treptow), Flughafen Tempelhof (Tempelhof-Schöneberg), Flughafen Tegel (Reinickendorf) und Messehalle 11 (Charlottenburg) werden ab Mitte Dezember einsatzbereit sein. Sobald die entsprechenden Impfstoffe die nötige Zulassung erhalten haben und in Berlin eingetroffen sind, wird mit den Impfungen begonnen. Bei dem Präparat von Biontech/Pfizer bedeutet das konkret, dass für zu impfende Personen zwei Impfdosen im Abstand von drei Wochen notwendig sind.

Die vielleicht wichtigste Frage im gesamten Prozedere ist jedoch: wer wird zuerst geimpft?

In Deutschland gab es hierzu einen Vorschlag einer Expertenarbeitsgruppe. Diese besteht aus Mitgliedern des Deutschen Ethikrats, der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina sowie der am Robert-Koch-Institut angesiedelten Ständigen Impfkommission. Die deutsche Bundesregierung hatte im Vorfeld signalisiert, sich an die Empfehlungen der Experten halten zu wollen. Deren erste entscheidende Aussage lautet: „Impfungen setzen eine aufgeklärte, freiwillige Zustimmung voraus. Deswegen ist eine allgemeine Impfpflicht grundsätzlich auszuschließen.“ 

Eine vernünftige Entscheidung, denn ein Impfzwang hätte zu einem gewaltigen Protest der zahlreichen Impfgegner in Deutschland geführt. Eine Impfung ist ein tiefer Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Ausnahmen gibt es nur in bestimmten Arbeitsfeldern. Für Masern beispielsweise gibt es eine solche Impfpflicht für gewisse Berufsgruppen bereits, wie es das Masernschutzgesetz regelt. Zweite wichtige Nachricht: Zwischen privat und gesetzlich Versicherten darf es bei den Impfungen keine Unterscheidungen geben. Auch Menschen ohne Versicherungsschutz haben Anspruch auf eine Impfung. Ansonsten genießen gefährdete Gruppen bei der Corona-Impfung höchste Priorität. Sehr alte Menschen beispielsweise, die viele Kontakte haben – etwa in Pflegeheimen – werden bevorzugt. Auch ältere Patienten mit Organtransplantationen oder Lungenerkrankungen zählen dazu. Des Weiteren gilt diese Regelung für Mitarbeiter*innen in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Zu der darauf folgenden Impfgruppe gehören Menschen in Schlüsselstellungen in der Gesellschaft sowie für die öffentliche Ordnung relevante Personen: Mitarbeiter*innen von Gesundheitsämtern und Sicherheitsbehörden, Polizei, Feuerwehr, Schulen und Kitas.

Um mögliche Impfrisiken rasch zu erkennen, sollen alle Impfungen in einer zentralen Datenbank erfasst werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kündigte zudem den Aufbau einer Online-Plattform über die erreichten Impfquoten an, differenziert nach Alter und Regionen. „Insbesondere dann, wenn wir bei den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen eine hohe Impfquote erreicht haben, werden wir die momentanen Beschränkungen schrittweise lockern können“, sagte er dazu.

Bleibt dann nur noch zu klären, wie die Bundesregierung die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung bezüglich der Impfungen erhöhen kann. Zurzeit liegt die Bereitschaft laut Umfragen knapp unter 60 Prozent. Es sind nicht nur die notorischen Impfgegner, die Kritik üben, sondern auch Menschen, die Angst vor möglichen Nebenwirkungen wegen einer sehr kurzen Testzeit im Vorfeld haben. Diese Ängste gilt es ernst zu nehmen und nach Möglichkeit abzubauen.

VH

Foto: Biontech

Die Impfungen sollen in Impfzentren stattfinden