Im Kiez gekiebitzt

Die Panke  - durch Renaturierung wird aus dem Kanal ein Bach

 

„Die Panke ist ein Flüßchen, entspringt bei Bernau im rothen Felde, fließt vorbei bei den Dörfern Zepernick, Buch, Französisch-Buchholz, Nieder-Schönhausen und Pankow, theilt sich bei Nieder-Schönhausen in zwei Arme, von denen der nördliche der Schönhauser Graben heißt; der südliche, die eigentliche oder alte Panke, fließt durch die Oranienburger Vorstadt, die Eisengießerei, tritt bei dem Charitégarten in die Stadt Berlin und fällt auf dem Schiffbauerdamm, zwischen No. 2 und 3 in die Spree. In der Stadt hat sie 3 Brücken und in der Vorstadt 13. Der Schönhauser Graben fließt beim Unterbaum in die Spree.“

So schrieb J.W.A Ludwig Heiling in seinem 1830 erschienen geschichtlich-statisch-topographischen Taschenbuch von Berlin. Was vor fast 200 Jahren galt, gilt noch immer – mit einem gewaltigen  Unterschied: Beim Bau der Berliner Mauer 1961 wurde der Zulauf in die ursprüngliche, im Ostteil Berlins fließende Alte Panke, die wie beschrieben beim Schiffbauerdamm in die Spree mündet, abgesperrt. Das Wasser der Panke fließt seitdem vollständig durch den Altbezirk Wedding: durch den Schönhauser Graben und beim Nordhafen in den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal. Außerdem ist die Panke schon längst kein Flüsschen mehr in herkömmlichen Sinn. Sie ist vielmehr an den meisten Stellen zum Kanal begradigt worden. Industrieabwässer belasteten sie zudem stark, seit 1926 besteht für die Panke striktes Badeverbot.

Das soll sich ab nächstem Jahr grundlegend ändern. Im Rahmen des EU-Pilotprojekts „Panke 2015“ aus dem Jahr 2007 (!) soll der ursprüngliche, geschwungene Verlauf der Panke wiederhergestellt, Hindernisse und feste Uferbauten sollen entfernt werden. Flache Auen sind statt dessen geplant., die für neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen sorgen. Durch die Renaturierung versprechen sich die Verantwortlichen auch eine Rückkehr etlicher Fischarten in das fließende Gewässer.

Die Panke ist mit 27 Kilometer Gesamtlänge – davon 18 in Kilometer in Berlin – das drittlängste Berliner Fließgewässer. Wird das im nächsten Jahr beginnende und voraussichtlich 2025 beendete Pilotprojekt erfolgreich abgewickelt, sollen auch die noch größeren Flüsse Havel und Spree in großen Strecken renaturiert werden. Doch um in der Sprache der Fischer und Seeleute zu vermelden: es gab einige Klippen zu umschiffen. Ein Hauptkritikpunkt war jahrelang die hohe Zahl der zu fällenden Bäume gewesen. Inzwischen ist die Zahl nach Umplanungen bedeutend kleiner geworden. Im mittlerweile wirksamen Planfeststellungsbeschluss werden insgesamt 878 statt vorher 1.200 Bäume genannt.

Auch bezüglich des Bürgerparks Pankow und des Schlossparks Schönhausen gab es Klagen, doch mit Anwohnern und dem Landesdenkmalamt konnten Kompromisse geschlossen werden.  Nun steht dem Umbau vom Kanal zum wilden Bach nichts mehr im Wege. Auf das Ergebnis sind wir sehr gespannt.                                              

VH

Blick auf die Panke im Wedding