Im Kiez gekiebitzt

Die Schlossbrücke - Schinkels Prestigeprojekt

 

Es war Anfang des 19. Jahrhunderts, als der preußische König Friedrich Wilhelm III. entschied, dass eine neue Brücke über die Spree der Hauptstadt Berlin gut zu Gesicht stehen würde. Er war davon überzeugt, dass die alte Holzbrücke – Hundebrücke genannt – für die umliegenden Prachtbauten wie etwa dem Stadtschloss zu schlicht wäre. Zum Architekten der neuen Brücke bestimmte der König den Geheimen Baurat Karl Friedrich Schinkel, der sich innerhalb weniger Jahre zum Stararchitekten Berlins aufgeschwungen hatte. Bauten wie die Neue Wache und das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt galten schon kurz nach ihrer Vollendung um 1820 als Meisterwerke ihrer Zeit.

Bereits im Jahr 1819 hatte Schinkel erste Entwürfe einer Brücke über die Spree vorgelegt, die er wegen ihrer unmittelbaren Nähe zum Stadtschloss Schlossbrücke nannte. Drei Jahre später sollten die Bauarbeiten beginnen, deren logistische Herausforderungen gewaltig waren. Zunächst musste das Wasser der Spree komplett gestaut werden, damit zahlreiche, zwölf Meter lange Stützpfähle in den Boden gerammt und Spundwände zur Sicherung der Grube eingesetzt werden konnten. Erst danach begannen hunderte von Bauarbeitern mit der Errichtung einer 33 Meter breiten, auf drei Flachbögen gelagerten modernen Brücke. Als das Bauwerk 1824 beendet war, staunten die Berliner nicht schlecht. Die Brücke war nun genau so breit wie die Prachtstraße Unter den Linden. Zwischen dem Brandenburger Tor und dem Stadtschloss war eine eindrucksvolle und mondäne Flaniermeile entstanden.

Der Brückenbau gehörte zu einem größeren städtebaulichen Projekt, für das sich Schinkel nachdrücklich eingesetzt hatte. Es ging um nichts weniger als die Neugestaltung des gesamten Bereichs zwischen Schloss und Opernplatz (heute: Bebelplatz). Die klassizistischen Neubauten sollten die gewachsene politische und militärische Bedeutung Preußens angemessen repräsentieren. Rund 200 Jahre später ist in den Architekturführern von der Schinkel-Achse die Rede, die sich vom Lustgarten bis zum Gendarmenmarkt erstreckt und insgesamt fünf Bauten umfasst. Neben der Schlossbrücke gehören das Alte Museum, die Neue Wache, die Friedrichswerdersche Kirche sowie das erwähnte Schauspielhaus dazu.

Die Schlossbrücke sollte auf Anweisung von König Friedrich Wilhelm III. noch unvollendet (die Stahlgeländer fehlten!) am 28.11.1823 eingeweiht werden. Das sollte schlimme Folgen haben. Zur Hochzeit des preußischen Kronprinzen strömten Tausende nach Ende der Feierlichkeiten über die Brücke. Die hölzernen Notgeländer hielten dem Druck nicht stand und zerbrachen. Daraufhin stürzten viele Menschen in die kalte Spree, 22 Menschen ertranken.

Mehr Glück sollte der Brücke mit ihrem zwischen 1847 und 1857 entstandenen Figurenschmuck beschieden sein. Acht berühmte Berliner Bildhauer entwarfen je eine der lebensgroßen Figuren, die seitdem der Schlossbrücke ihren unverwechselbaren Charakter geben.            

VH

Blick auf die heutige Schlossbrücke