Im Kiez gekiebitzt

Die Luiseninsel - ein geschichtsträchtiger Landschaftsgarten

 

Am südlichen Rand des Großen Tiergartens erwartet den Besucher ein wahres Schmuckstück gärtnerischer und bildhauerischer Gestaltungskunst. Über einen der drei kleinen Brückenzugänge gelangt man auf die Luiseninsel, die mit einem groß angelegten und variantenreichen Blumenbeet sowie einigen Bänken zu jeder Jahreszeit zum Verweilen einlädt. Für Touristen wie auch für die Berliner übt diese Parkanlage einen besonderen Reiz aus. Beim Bummeln über die kleine künstlich aufgeschüttete Insel bleibt der Blick unweigerlich am Denkmal der Königin Luise (1776 - 1810) hängen, die dort mit sanften Zügen versonnen über die Insel zu wachen scheint.

Die einst bei der Bevölkerung sehr beliebte Königin ging in diesem Teil des Tiergartens besonders gerne spazieren, und so ließen die Berliner Bürger ihr dort zu Ehren ein Denkmal errichten. Zeitgleich wurde die Luiseninsel durch den preußischen Hofgärtner Sello gärtnerisch umgestaltet und trägt seither ihren Namen. Am Weihnachtstag 1809 wurde dann anlässlich der Rückkehr des Königspaars aus dem ostpreußischen Exil zunächst eine von J.G. Schadow erschaffene Stele mit aufliegender Schale eingeweiht, der sogenannte Luisen-Altar. Erst 1880 wurde dieser durch das Denkmal in heutiger Form ersetzt.

Der Bildhauer Erdmann Encke erschuf das Standbild der kultisch verehrten Königin aus weißem Carrara-Marmor, platziert wurde es an zentraler Stelle der von kleinen Seen umgebenen Insel. Doch wacht Luise nicht allein über den Ort mit seinen lustwandelnden Besuchern: Bereits im Jahr 1849 wurde das Denkmal für ihren Ehegatten König Friedrich Wilhelm III. errichtet, jenseits einer trennenden Wasserfläche, aber in Blickbeziehung zueinander. Inszeniert als bürgerlicher Spaziergänger steht der König hoch oben auf seinem Sockel und schaut herüber, etwas abseits wurde 1904 noch ein Standbild des zweitältesten Sohns hinzugefügt. Der spätere König und Kaiser Wilhelm I. wurde darauf als Jüngling dargestellt und darf hier auf der Luiseninsel gemeinsam mit seinen königlichen Eltern träumerisch die Zeiten überdauern.

Das Luisen-Denkmal wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt und seiner Schmuckanlagen beraubt. In diesem Zustand stand es lange Zeit verloren auf dem Rasen der Luiseninsel. Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins wurden 1987 Betonkopien des Denkmals samt Reliefsockel am alten Platz errichtet. Eine Wiederinstandsetzung der gesamten gärtnerischen Anlage nach alten Plänen und historischen Fotografien fand ebenfalls im Zuge der Feier statt. Die gesamte Parkanlage wurde im 19. Jahrhundert durch den berühmten Landschaftsgärtner Peter Joseph Lenné nach englischem Vorbild in einen romantischen Landschaftspark umgebaut. Bereits Friedrich der Große hatte das ehemalige königliche Jagdrevier der Hohenzollern zu einem barocken Lustgarten für die Bevölkerung umbauen lassen. Doch auch viele berühmte Zeitgenossen Luises sind hier im Großen Tiergarten schon flaniert. 

Michaela Karrie

 

Foto: Michaela Karrie

Das Denkmal der Königin Luise im Großen Tiergarten