Im Kiez gekiebitzt

Spaziergang durch den Großen Tiergarten – Vom Lortzing-Denkmal zum Rosengarten

 

Zahlreiche Plastiken, Denkmäler und Bild-werke schmücken den Park. An die 100 Objekte sind es im Ganzen, und viele davon erinnern an Berühmtheiten der preußisch-deutschen Geschichte. Die meisten dieser Standbilder entstanden zur Kaiserzeit zwischen 1880 und 1910, so auch die der großen deutschen Dichter und Komponisten. In der letzten Ausgabe von Birkenblatt führte der Spaziergang auf die Luiseninsel zum Denkmal von Preußens beliebter Königin Luise und ihrer königlichen Familie. Heute führt uns der Weg entlang des Tiergartenfließ hin zu einer weiteren Berliner Persönlichkeit: dem Komponisten Gustav Albert Lortzing (1801-1851).

Sinnierend schaut der Komponist von seinem Sockel am Nordufer hinüber zum anderen Ufer. Fast scheint es, als warte er von dort auf Inspiration, die Schreibfeder hochhaltend. Lortzing war seinerzeit Komponist vieler volkstümlicher Opern. Beim Publikum beliebt, eckte er jedoch mit seinem sozialkritischen Ansatz häufig an und geriet immer wieder in Konflikt mit der Zensur. Als Sohn eines Lederhändlers hatte sich Lortzing das Komponieren eigenhändig beigebracht. Einige Jahre war er als Kapellmeister in Leipzig mit seinen „komischen“ Opern und weiteren Werken erfolgreich.

Lortzing wirkte dann als Kapellmeister am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin, dem heutigen Deutschen Theater, allerdings nur für kurze Zeit. Seine volkstümlichen Opern lockten zwar zahlreiche Zuhörer an, doch blieb der materielle Erfolg zeitlebens aus. Er starb 1851 verarmt und verschuldet in seiner Geburtsstadt Berlin. Der Bildhauer Gustav Eberlein hat sein Denkmal im neobarocken Stil aus weißem Marmor in den Jahren 1904 bis1906 erschaffen wie auch das monumentale Richard-Wagner-Denkmal im südöstlichen Tiergarten.

Bevor wir uns abwenden und weitergehen, lohnt noch der Blick auf die reichlich geschmückte Sockelgestaltung des Lortzing-Denkmals. Die dort abgebildeten Putten symbolisieren einige Themen seiner Opern. Nur wenige Schritte weiter, und schon steht der Spaziergänger vor dem Eingang des Rosengartens, neben der Luiseninsel die zweite gärtnerische Schmuckanlage des Parks. Magisch zieht es die Besucher zu dem kleinen Brunnen mit stetig überlaufender Wasserschale, ringsherum blühende Rosensträucher mit  anderen Stauden kombiniert. 1909 legte Rosenzüchter Peter Lambert den Garten an, der während des Zweiten Weltkriegs zerstört und erst 1974 in kleinerem Stil wiedererrichtet wurde. Mit weiteren Schmuckbeeten sowie der beeindruckenden halbkreisförmigen symmetrisch aufgebauten Pergola ist hier ein zauberhafter Ort zum Verweilen entstanden. Im Jahr 2014 wurde die Restaurierung der Kolonnaden fertiggestellt, der Rosengarten mit seiner Bepflanzung bereits zehn Jahre zuvor grunderneuert. „Ein so geräumiger Park wie der Tiergarten es ist, würde ohne solche Schmuckplätze seinen vorzüglichsten Genuß, nämlich den der Mannigfaltigkeit und der Überraschung entbehren“, sagte bereits Landschaftsarchitekt Lenné.

Michaela Karrie

 

Foto: Michaela Karrie

Der sinnierende Albert Lortzing