Im Kiez gekiebitzt

Mit Stock und Schlapphut – Fontane und Dichterkollegen im Großen Tiergarten

 

Schon zur Kaiserzeit wurde eine bedeutende Denkmalgruppe – die so genannte „Heldengalerie“ –  im Tiergarten errichtet. Die überlebensgroßen Monumente der deutschen Dichter und Komponisten stehen vereinzelt im Park. Birkenblatt berichtete bereits in der letzten Ausgabe darüber und stellte den Komponisten Lortzing vor. Zuständig für Auswahl und Gestaltung waren die damaligen Denkmalkomitees, in denen die bürgerliche Gesellschaftsschicht Berlins vertreten war. Doch auch der Kaiser höchstpersönlich nahm Einfluss auf Auftragsvergabe und Denkmalgestaltung durch die Berliner Bildhauerschule.

Als letztes großes Personendenkmal einer ganzen Reihe von Standbildern findet der Schriftsteller Theodor Fontane 1910 seinen Platz am Südrand des Parks. Im typischen Bekleidungsstil des 19. Jahrhunderts zeigt er sich uns als Spaziergänger im knielangen Mantel, ausgestattet mit Stock und Schlapphut. Dieser Aufzug soll wohl auch an seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ erinnern, mit denen der in Neuruppin geborene Schriftsteller und Journalist Fontane (1819 -1998) bekannt wurde. Er beschreibt hierin die Brandenburgische Landschaft, der er sich ausführlich gewidmet hat. Bekannt wurde der Apothekersohn Fontane auch mit seinen Schriften „Der Stechlin“, „Irrungen und Wirrungen“ – doch vor allem verdanken wir ihm die „Effi Briest“, ein Standardwerk, das wohl in kaum einem Deutschunterricht gefehlt haben dürfte. Fontane selbst fand erst spät zu seiner eigentlichen Berufung. In eine hugenottische Apothekerfamilie hineingeboren, machte er zunächst eine Apotheker-lehre. Um das Jahr 1845 herum war Fontane sogar für einige Zeit in der Dorotheenstadt Apotheke in Berlin beschäftigt, nebenbei verfasste er bereits Gedichte. Seine eigentliche Karriere als Schriftsteller begann er jedoch spät. Erst im 60. Lebensjahr wurde er zum Romancier und bedeutenden Chronisten des 19. Jahrhunderts. Fontane gilt heute als einer der wichtigsten Vertreter des literarischen Realismus. Auch als Verfasser von Reiseliteratur und als Journalist machte er sich einen Namen.

Das von Max Klein zwischen 1908 und 1910 erschaffene Standbild und Denkmal wurde allerdings in den 1980er Jahren durch eine Kopie aus Feinzement ersetzt. Das Original steht heute in der Großen Halle des Märkischen Museums, geschützt vor Verwitterungsschäden und Vandalismus. Wanderer Fontane ist übrigens nicht alleine im Tiergarten unterwegs: Auch andere Vertreter der deutschen Dichterszene treffen wir im Park an. Nach einem Besuch bei Dichterfürst Goethe (Denkmal von 1880) gelangt der Spaziergänger schließlich zu einer weiteren prominenten Größe des deutschen Literaturbetriebs, Gotthold Ephraim Lessing. Das Denkmal wurde 1890 im Park enthüllt. Sein Standbild erschuf übrigens Otto Lessing, ein Nachkomme des berühmten Dichters und Philosophen.

 

Michaela Karrie

Foto: Michaela Karrie

Wandernder Fontane