Im Kiez gekiebitzt

Architektonische Perlen – Berliner Philharmonie und Kammermusiksaal

 

Unter der Adresse Herbert-von-Karajan- Straße 1 befindet sich eines der imposantesten Bauwerke Berlins: Die Berliner Philharmonie. Der Architekt, der dieses Meisterwerk zwischen 1960 und 1963 erschuf, war Hans Scharoun. Sein Schüler und späterer Partner Edgar Wisniewski realisierte nach Entwürfen Scharouns nach dessen Tod den Kammermusiksaal, der über den Foyertrakt mit der Philharmonie verbunden ist und sowohl äußerlich wie innerlich über ein ähnliches Erscheinungsbild verfügt.

Scharouns Konzertsaalarchitektur, vor allem die neuartige Anordnung von Bühne und Zuschauerrängen, erregte internationale Aufmerksamkeit. Das Besondere zu dieser Zeit war, dass sich das Orchester in der Mitte des Musiksaals befand und sich die Zuschauerränge kreisförmig herum fügten. Besondere Wandkonstruktionen ermöglichten ein zuvor nie dagewesenes Klangerlebnis, die unmittelbare Nähe des Publikums zu den Musikern begeisterte Künstler wie Zuhörer. Die besondere Architektur der Berliner Philharmonie war Vorbild für Konzerthäuser überall auf der Welt. Mit ihrer ungewöhnlichen, dynamisch aufsteigenden zeltartigen Form und der leuchtend gelben Außenfassade wurde sie zu einem Wahrzeichen der Stadt, vom Berliner Volksmund auch gerne „Zirkus Karajani“ genannt, in Anspielung auf den damaligen Chefdirigenten Herbert von Karajan und die an ein riesiges Zirkuszelt erinnernde Form des Gebäudes.

Dieses beeindruckende und vielgestaltige Meisterwerk moderner Architektur lässt sich jedoch kaum eindeutig beschreiben. Hans Scharoun selbst verglich den Innenraum des Konzertgebäudes gerne mit dem „Tal eines Weinbergs, auf dessen Sohle sich das Orchester befindet.“

Andere Stimmen sprechen von einer maritimen Anmutung des Gebäudes, das eher wie ein riesiges Schiff wirke. Auch die leuchtenden Farbglaswände im Foyer erinnern an farbige Bullaugen eines großen Schiffes. Beim Spaziergang durch die Foyerlandschaft mit seinen vielen Treppenaufgängen, Galerien, Balkonen, Brücken sowie den verschiedenen Ebenen hat sich jedenfalls schon mancher Besucher verirrt, ähnlich wie auf einem großen Luxusdampfer.

Die Berliner Philharmonie ist Heimstätte der Berliner Philharmoniker, die seit 1963 an diesem Ort ihre Wirkungsstätte haben. Seit dem Eröffnungskonzert unter Leitung von Herbert von Karajan begeistern die Berliner Philharmoniker hier zusammen mit großartigen Dirigenten und bekannten Solisten ihr Publikum. Wegen der hervorragenden Saalakustik kann die Philharmonie heute auch für Tonaufnahmen und Fernsehproduktionen genutzt werden. Konzertmitschnitte und Rundfunkübertragungen werden in einem modernen digitalen Tonstudio bearbeitet. In der Digital Concert Hall können Konzerte seit 2006 live im Internet übertragen werden. Menschen aus aller Welt haben hierbei die Gelegenheit, an den Konzerten des Orchesters in bester Audio- und Videoqualität teilzuhaben.

Michaela Karrie

Foto: Commons, A. Savin

Philharmonie bedeutet Liebe zur Harmonie

Foto: Commons, Josef Lehmkuhl

Riesiges Schiff oder Zirkuszelt?