Im Kiez gekiebitzt

Das Afrika-Haus in Moabit

 

Der Westfälische Kiez in Moabit ist im Umbruch. Altes verschwindet, Neues entsteht – wie zurzeit in so vielen Kiezgebieten der deutschen Städte. Da ist es schon bemerkenswert, das eine Einrichtung 25-jähriges Jubiläum feiern kann, der man das bei ihrer Gründung nicht unbedingt vorausgesagt hätte. Das Afrika-Haus in der Bochumer Straße 25 hat sich zu einer viel beachteten kulturellen Instanz gemausert, die aus dem Bezirk Mitte nicht mehr wegzudenken ist. Dass die Entwicklung so erfolgreich verlief, hat es nicht zuletzt einer Person zu verdanken: Oumar Diallo. 

Der in Guinea geborene Mitgründer des Afrika-Hauses ist nicht nur ein sprachgewandter und begeisternder Redner. Er ist auch ein kluger Organisator und ein Visionär, der es versteht, groß zu denken und dabei in kleinen Schritten voranzukommen. „Die Unabhängigkeit Guineas ab 1958 und der politische Umbruch danach haben mich geprägt“, erzählt er. „Afrika hat im Gegensatz zum weitverbreiteten Denken während der Kolonialzeit durchaus eine eigene Geschichte, und die Verbreitung dieser Geschichte und der afrikanischen Kultur waren und sind mein großes Ziel.“

Im Jahr 1993 fanden Diallo und seine afrikanischen und europäischen Mitstreiter nach einigem Suchen in einer ehemaligen Gaststätte in der Bochumer Straße ihren Treffpunkt. Ein quadratischer, rund 35 m² großer Veranstaltungsraum ist das Herzstück des Afrika-Hauses, im hinten angrenzenden Büro werden die Pläne geschmiedet. Kulturarbeit versteht Oumar Diallo vor allem nicht als Einbahnstraße, sondern als kulturellen Austausch. „Wir wollen keine Veranstaltungen nur für Afrikaner, wir wollen alle Berliner ansprechen, die sich für unser Themenspektrum interessieren. Wir alle sind Berliner, und der interkulturelle Austausch ist wesentlicher Bestandteil dieser großartigen Stadt.“

Fünf Säulen hat der seit 1982 in Deutschland lebende Diplom-Soziologe für den farafina Afrika-Haus e.V. – so der offizielle Name des Trägers – ausgemacht. Dies sind die entwicklungspolitische Bildungsarbeit, bei der Afrika   besser kennen gelernt werden soll, die Kulturarbeit auf Bezirksebene mit Diskussionsrunden, Filmvorführungen, Buchpräsentationen, Theateraufführungen, Musikveranstaltungen und   Ausstellungen. Die dritte Säule nennt sich „global lernen“, ein Begleitprogramm für Schüler aller Klassen. Beratung und Betreuung für Rentner und die Aufarbeitung der deutsch-afrikanischen Geschichte (Kolonialzeit, die ersten Afrikaner in Berlin etc.) sind Schwerpunkte Nummer vier und fünf.

„Ich bringe den Menschen Afrika näher. Je mehr sie voneinander wissen, desto besser verstehen sie sich“, lautet das Motto von Oumar Diallo. Der Erfolg gibt ihm uneingeschränkt recht. Das Afrika-Haus ist ein mehrfach prämiertes Projekt, es ist unter anderem der Träger des Integrationspreises der Bezirksverordnetenversammlung Mitte 2003 und des Hauptstadtpreises für Integration und Toleranz 2016.

VH

 

Foto: Charlotte Reimann

Oumar Diallo