Im Kiez gekiebitzt

Der Wittenbergplatz – ein historischer Ort

 

Es war ein schwedischer Architekt, Alfred Grenander, der neben zahlreichen Industrie- und Verkehrsbauten die Stadt Berlin auch um ein architektonisches Meisterwerk bereicherte: den U-Bahnhof Wittenbergplatz. Im neoklassizistischen Stil wurde die Eingangshalle von 1911 bis 1913 nach seinen Plänen gebaut. Als einer der Hausarchitekten der Berliner Hoch- und U-Bahn entwarf Grenander für den Wittenbergplatz eine kreuzförmige Eingangshalle mit Schalterbereich. Der Umsteigebahnhof verfügt über drei Bahnsteige mit insgesamt fünf Gleisen. Vom ursprünglichen, 1902 erbauten ersten Bahnhof blieb nichts erhalten. Der außergewöhnliche Bau gilt als Grenanders bekanntestes Werk und steht seit 1980 unter Denkmalschutz. Eine umfassende Sanierung erfolgte dann in den nachfolgenden Jahren.

Wer das Gebäude verlässt, findet sich unmittelbar an der Tauentzienstraße wieder. Fußläufig zu erreichen ist das berühmte Kaufhaus des Westens, das auf sieben Etagen Luxusartikel verkauft, aber auch für seine gigantische Lebensmittelabteilung bekannt ist. Touristen wie Einheimische schätzen ebenfalls das Restaurant in der siebten Etage des KaDeWe. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick hinunter auf das geschäftige Treiben der Straße und natürlich über den gesamten Wittenbergplatz. Den Platz schmücken nicht nur die repräsentative  Eingangshalle des U-Bahnhofs sondern auch zwei Brunnenanlagen. Der Bildhauer Waldemar Grzimek gewann den Wettbewerb zur Neugestaltung des Platzes 1980. Die beiden Brunnen sollten in unterschiedlicher Gestaltung nördlich und südlich des U-Bahnhofes erbaut werden und einen symmetrischen Bezug zum denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude haben.

Grzimek wählte für beide Brunnen eine große, pilzartige Form als Blickfang für Verkehrs-teilnehmer und Fußgänger. Bei der Ausgestaltung des Nordbrunnens überwiegt eine vegetative, geometrische Form. Ein echter Hingucker ist allerdings der Südbrunnen, der von seinem Erbauer „Die Lebensalter“ benannt wurde. Wir erblicken offen gestaltete Gruppierungen von Figuren, ein „Spektakel, über das sich die Leute freuen; ein spielerisches, fröhliches Ereignis, mit dem man sich identifizieren kann“. Manches hat sich wohl geändert im Laufe der Jahre, und heute finden sich dort auf dem Platz Touristen, Feierabendbummler aber auch die Drogenszene wieder.

Zum 50. Geburtstag der Berliner U-Bahn erhielt die BVG als Zeichen der Verbundenheit ein Geschenk der Londoner U-Bahnbetreiber: Ein Londoner U-Bahnschild! Sehr schnell war klar, dass dieses Schild an einem der schönsten U-Bahnhöfe Berlins seinen Platz finden sollte, nämlich am U-Bahnhof Wittenbergplatz. Im gleichen Jahr (1952) wurde das originelle Geschenk der Stadt London in einer feierlichen Zeremonie dort angebracht und ist aktuell auf Bahnsteig I zu sehen.

Michaela Karrie

 

Foto: ©Michaela Karrie

Blick in die kreuzförmige Eingangshalle des U-Bahnhofs Wittenbergplatz