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Die Pflegestation Jahnke zwischen Kontinuität und Wandel

 

Als wir in der letzten Birkenblatt-Ausgabe das große Interview mit dem Ehepaar Jahnke herausgaben, sorgte das für unterschiedliche Reaktionen bei der Leserinnen und Lesern. Viele von ihnen wussten gar nicht, dass sich die Gründer der Pflegestation Jahnke mit dem Ende des Jahres 2020 aus dem aktiven Berufsgeschehen zurückziehen würden. Doch neben den teils überraschten, bedauernden, aber auch verständnisvollen Rückmeldungen erhielten wir auch einige besorgte Anfragen. Was denn nun aus der Pflegestation Jahnke werde, wollten vor allem einige Patientinnen und Patienten wissen. Ändert sich etwas für uns?, so der Tenor. Müssen wir uns womöglich um eine neue ambulante Pflegestation kümmern?

Um diese Ängste und Sorgen ein für alle Mal zu vertreiben, entschlossen wir uns, mit diesem Artikel im Birkenblatt Klarheit zu schaffen. Nein, liebe Patientinnen und Patienten, für Sie bleibt alles beim alten. Mit dem Verkauf der Pflegestation Jahnke an die langjährige Geschäftsführerin Rosa Lopez de la Rica ist ganz im Gegenteil dafür gesorgt worden, dass eine größtmögliche Kontinuität auf Stationsebene gewährleistet wird. Es wird weder – wie das bei Inhaberwechseln mitunter der Fall ist – zu betriebsbedingten Personalkündigungen kommen noch zu einer Trennung von Patienten. Auch der Name „Pflegestation Jahnke“ bleibt bestehen. Und mit ihm sollen der besondere „Geist“ und  die außergewöhnlichen Projekte der ambulanten Pflegestation in Moabit ganz im Sinne der Gründer weiterleben.

„Dazu zählt ganz sicher, dass wir nach den Corona-Impfungen und dem vollständigen grünen Licht der Berliner Corona-Ampeln wieder unseren Patiententreffpunkt öffnen werden“, versichert Rosa Lopez de la Rica. Es sei eine extrem bittere Erfahrung für alle Besucherinnen des beliebten Treffpunkts, jetzt schon so lange darauf verzichten zu müssen. Auch für Betreuerin Silke Redlich sei das keine einfache Zeit, doch grundsätzlich soll das Angebot zum gemeinsamen Treffen in der Birkenstraße bestehen bleiben.

Auch das stationseigene Pflegemagazin Birkenblatt wird weiterhin erscheinen. Mit dieser Ausgabe geht es bereits in den 25. Jahrgang. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich demnächst die eine oder andere Rubrik ändern wird – so wie das auch in der Vergangenheit schon der Fall war. Aber am zweimonatigen Erscheinungsrhythmus und am erprobten Grundkonzept wird auch in Zukunft festgehalten.

So viel zunächst einmal zur Kontinuität. Dass ein Inhaberwechsel aber auch bei einer ambulanten Pflegestation zu Neuausrichtungen und behutsamen Verlagerungen führt, darf als selbstverständlich angesehen werden. Diese betreffen bei der Pflegestation Jahnke im Wesentlichen die internen Abläufe. Das Zauberwort heißt hier: Digitalisierung. „Wir müssen dringend mit weniger Papier im Büro auskommen“, formuliert es die Geschäftsführerin. „Wir haben manchmal das Gefühl, im Papier zu ersticken.“

Die großen Herausforderungen des demografischen Wandels erlebt der Pflegesektor schon seit einigen Jahren. Ein stetig steigender Bedarf an ambulanten wie stationären Dienstleistungen bei gleichzeitigem Fachkräftemangel lässt sich ohne Arbeitserleichterungen beim Personal kaum decken. Digitale Lösungen bieten hier große Unterstützung bei der Bewältigung dieser Aufgaben. Sie können das Pflegepersonal von bürokratischen Abläufen entlasten, verhindern die unsäglichen Papier-türme, eröffnen den Pflegebedürftigen neue Chancen der Teilhabe und erhöhen ganz nebenbei die Qualität und die Sicherheit. Viele technische und rechtliche Bedenken (Stichwort: Datensicherheit) konnten inzwischen ausgeräumt werden. Diejenigen Pflegestationen, die in großem Stil auf digitale Vernetzung umgerüstet haben, scheinen im Großen und Ganzen sehr zufrieden mit der Umstellung zu sein.

Auch die Pflegestation Jahnke wird auf diesen Zug aufspringen und mit Unterstützung des kooperierenden Softwarepartners nach digitalen Lösungen suchen. Diese sollen und müssen probate Antworten auf die Bedürfnisse bei der täglichen Arbeit finden. Begonnen werden soll demnächst mit den Tourenplänen, die den Mitarbeiter/innen in Zukunft auf ihr jeweiliges Mobiltelefon übermittelt werden. In einem weiteren Schritt soll dann die gesamte Pflegedokumentation – oder zumindest große Teile – digital erstellt und weitergeben werden. Das hätte gegenüber der klassischen Papier-Dokumentation gleich mehrere Vorteile: eine standardisierte Erfassung von Daten, bessere Lesbarkeit, eindeutige Begriffe, Vermeidung überflüssiger Informationen sowie eine gehörige  Zeitersparnis. Zudem können die gespeicherten Daten später für andere Fragestellungen wieder herangezogen werden. Die Dokumentationssysteme sollen Pflegende darin unterstützen, den Pflegeprozess konsequent umzusetzen und somit die Qualität der Pflege zu verbessern.

„Das bedeutet für uns natürlich zweierlei: eine nicht unerhebliche Investition in Geräte und in Software und ausführliche Schulungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, ist sich Rosa Lopes de la Rica der Tragweite der angestrebten Digitalisierungsmaßnahmen bewusst. Wenn alles nach Plan läuft und keine unvorhergesehenen Hindernisse aufkreuzen, dürften die Prozesse in knapp zwei Jahren abgeschlossen sein. Auch bei der geplanten Digitalisierung gilt: Für die Patienten ändert sich gar nichts.

Gute Erfahrungen bezüglich des digitalen Wandels im Gesundheitssystem konnte die Pflegestation Jahnke schon mit einem bundesweiten Anbieter im Bereich des  digitalen Überleitungsmanagements aus dem Krankenhaus gewinnen Das Konzept überzeugt mit der Vereinfachung aller Prozesse für die Beteiligten: Kliniken, Nachversorger und Familien. Ähnliches erhofft sich die Pflegestation Jahnke nun auch  bei den Tourenplänen und der Pflegedokumentation.

VH

 

Foto: Commons

Pflegedienste sind im permanenten Kampf gegen die Papiermassen