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Weiterhin ungleich mehr Frauen in der Pflegeausbildung

 

Hat die Zahl nun etwas mit der Corona-Pandemie zu tun oder nicht? Schwierig zu beantworten, sagen selbst Fachleute. Fest steht jedenfalls: Trotz der Pandemie ist die Zahl der Pflegeauszubildenden in Deutschland leicht gestiegen. Wie das Statistischen Bundesamts unlängst mitteilte, absolvierten Ende 2021 insgesamt etwas mehr als 105.000 Personen die Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann – das seien sieben Prozent mehr als 2020, wie das Amt bestätigte.

Die generalistische Pflegeausbildung ist seit zwei Jahren möglich. Die Grundlage bildet das Pflegeberufereformgesetz aus dem Jahr 2017. Pflegeschüler erhalten demnach zunächst eine gemeinsame Ausbildung, in der sie einen „Vertiefungsbereich“ in der praktischen Lehre wählen. Auszubildende, die im dritten Jahr die Ausbildung fortsetzen, erwerben den Berufsabschluss Pflegefachfrau oder Pflegefachmann. Weiterhin geht aus den Zahlen hervor, dass mit der Einführung der neuen Pflegeausbildung und der mit ihr verbundenen Zusammenlegung der bisherigen Ausbildungen der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege das Geschlechterrollenbild nicht verändert wurde.

Denn auch die generalistische Pflegeausbildung scheint vor allem für Frauen interessant: Knapp drei Viertel der Auszubildenden, die im Jahr 2021 eine Ausbildung antraten, waren demnach weiblich. Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, sagte hierzu, Care-Berufe wie die Pflege seien grundsätzlich mit einem hohen Anteil an Frauen verbunden. „Dafür ist aber nicht die Ausbildung verantwortlich“, wird sie in der Ärzte Zeitung zitiert. Um mehr Männer in den Beruf zu ziehen und Frauen dort langfristig zu halten, brauche es bessere Rahmenbedingungen. „Das ist der entscheidende Punkt.“

Was bei solchen Statistiken auch gerne übersehen wird, ist die unumstößliche Tatsache, dass etliche junge Absolventen einer Pflegeausbildung die sechsmonatige Probezeit nicht überstehen. Mehrere tausend junge Frauen und Männer müssen ernüchtert feststellen, dass die Ausbildung anspruchsvoller ist, als sie eventuell dachten. Die Zahl der Neustarter in der Pflege ist dementsprechend deutlich geringer als statistisch erfasst: Rund 30 Prozent brechen vorher ab.

Was auf den ersten Blick vielleicht enttäuschend aussehen mag – viele Experten hatten sich von der generalistischen Pflegeausbildung ein höheres Interesse junger Männer erhofft – bekommt in der Langzeituntersuchung aber ein anderes Gewicht. Denn auch der Männeranteil ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen: Während er 2009 noch bei 19 Prozent lag, sind es seit dem Jahr 2019 konstant etwa 25 Prozent Männer, die in der Pflege dauerhaft Fuß fassen wollen. Dass in vielen Bereichen der Pflege die Männer immer noch besser verdienen als die Frauen, gehört zu den großen Absurditäten der Branche.                                                                        

VH

 

Der Pflegeberuf bleibt vorwiegend weiblich