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Warum in die Ferne schweifen? - Eine Alternative zum Reisen

 

Das ist Lissi. Unsere österreichische Freundin. Unser Wissensdurst und unsere Sehnsucht, fremde Menschen und Kulturen kennenzulernen, hat sie veranlasst, ihre Gedanken über das Reisen in ferne Länder, aber auch über das Reisen im Allgemeinen niederzuschreiben. Wir fanden den Brief so großartig, da er auch ohne Reisen andere Freuden am Leben gibt, sodass wir ihn auszugsweise unserer Leserschaft nicht vorenthalten möchten.  

Anni Kuffer-Jahnke und WernerJahnke

 

„Eurem Artikel über Afrika könnte ich aus Erzählungen von Monika (Lissis Tochter; die Redaktion) noch Einiges hinzufügen. Während ihres Aufenthaltes in Namibia lernte sie einen einheimischen Krankenpfleger kennen, der sie  später dann sogar in seine Hütte mitgenommen und sie seiner alten Mutter vorgestellt hat. Dadurch hat sie viel erlebt, was Touristen sonst nie erfahren würden – ohne direkten Zugang zu den Lebenswelten der Einheimischen.

Wenn ich es recht bedenke, könnte man meinen, mein Leben sei sehr langweilig, weil ich noch nirgends war und nichts von der sogenannten „Großen Welt“ gesehen habe. Eine etwas beschränkte Welt, könnte man meinen. Aber wenn ich es recht bedenke, ist jeder Baum, jede Rose und jeder Krautkopf in seinem Wachsen und Werden nicht weniger aufregend als jede Reise zu den entferntesten Ländern. Ich kann mich mit ihnen unterhalten und ich glaube, langsam verstehen sie mich auch und zeigen mir mit gesundem Wachstum, dass ich ihre Wünsche verstehe.

Es ist halt mein Fleckchen Erde, das mir meine Mama geschenkt hat und ich durfte es gestalten und habe auch viel daraus gemacht. Denn der Garten erzieht den Gärtner und nicht umgekehrt. Ihr seht also, wofür mein Herz schlägt, und ich kann nur davon erzählen, was ich mein Lebtag lang mit Freude und Liebe getan habe.

Und wenn ich einst in den Himmel komme, was ich doch hoffe, möge es dort ein paar Baumscheiben geben, die unbedingt aufgelockert werden müssten. Und ich würde schauen, ob ich dem Herrgott ein paar Schubkarren voll paradiesischen Humus abbetteln könnte, bis er dann ruft: „Lissi, wo bist du?“ Ich würde antworten: Ja, ich komme gleich, ich muss nur noch diese Arbeit fertigmachen.“

Also ihr seht, ich habe keinen Roman geschrieben, kein Bild gemalt, kein Gedicht gereimt, was mich unsterblich gemacht hätte. Aber etwas ist mir doch gelungen: jeder Strauch und jeder Baum, den ich gesetzt habe, wird hoffentlich noch eine Weile an mich erinnern.

Viele liebe Grüße, Lissi                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    

Ein Garten als Ort der Ruhe, der Kreativität und der Entspannung