Soziales Engagement

Die vielfältigen Aufgaben des Sozialverbands VdK Deutschland

 

Als Sozialverband bezeichnet man Interessenverbände, die die politischen und sozialen Interessen von Rentnern, Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern vertreten, aber auch die Interessen von Menschen mit Behinderungen, Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung und Unfallopfern. In Deutschland gibt es mehrere, teils kooperierende und teils konkurrierende Sozialverbände. Der mit rund zwei Millionen Mitgliedern größte deutsche Sozialverband ist der VdK Deutschland. Doch nicht nur die Mitgliederstärke des VdK ist beeindruckend. Auch seine Historie ist höchst bemerkenswert, denn sie ist eine aus der Not geborene Erfolgsgeschichte des jungen Nachkriegs-Deutschlands.

Um die schwierigen Bedingungen der Gründungszeit nachvollziehen zu können, müssen wir zurück in den Sommer des Jahres 1945 gehen. Es ist wenige Monate her, dass das Deutsche Reich kapituliert und sich dadurch bedingungslos den alliierten Streitkräften ergeben hatte. Die verbrecherische nationalsozialistische Regierung hatte sich entweder durch Suizid der Verantwortung für Millionen von Toten und die Zerstörung und Verwüstung vieler Ortschaften weltweit entzogen oder wartete im Gefängnis auf den Prozess. In vielen Orten ist die Freude über das Kriegsende längst in Angst und Verzweiflung übergegangen. Hunger, Obdachlosigkeit und Trauer um die Kriegsopfer sind die vorherrschenden Empfindungen. In dieser Situation finden sich Kriegsbeschädigte, Kriegswitwen und Frauen, deren Männer vermisst waren, vielerorts im Nachkriegs-Deutschland zusammen. Ihr gemeinsames Ziel  ist es, eine Kriegsopfer-Interessenvertretung in ihren Heimatorten zu gründen.

Doch die alliierten Besatzungsmächte betrachten diese Bemühungen mit großer Skepsis, da sie dahinter die Gründung von  „Veteranenvereinen“ befürchteten. Die in den Interessenvertretungen enthaltene Bezeichnung „Kriegsopfer“ wird ebenso untersagt. Deshalb behelfen sich die Initiatoren der sich bald über ganz Deutschland verteilenden Ortsgruppen mit Namen wie „Verband der Körpergeschädigten, Arbeitsinvaliden und Hinterbliebenen“.

Am 28. Januar 1950 gründeten dann die Vertreter des Vorläuferdachverbands Bund der Kriegs- und Zivilbeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen-Verbände Deutschlands (BKD) in Düsseldorf den neuen VdK Deutschland als Dachverband. VdK stand für Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands. Nach dem Beitritt der ostdeutschen Landesverbände heißt die Organisation seit 1994 offiziell Sozialverband VdK Deutschland. Im Jahr 2014 zog die Bundesgeschäftsstelle des VdK von Bonn nach Berlin um. In der Linienstraße 131 im Bezirk Mitte hat Deutschlands größter Sozialverband eine attraktive Adresse.

Was aus Not entstand und für eine damals große Gruppe von kriegsgeschädigten Menschen im weitesten Sinne geschaffen wurde, hat sich bezüglich der Klientel und der Ausrichtung grundlegend gewandelt. Geblieben ist nach mehr als 75 Jahren jedoch ein zentraler Anspruch: Solidarität mit benachteiligten und an den Rand gedrängten Menschen. Konkret bedeutet das: Der VdK macht sich stark für Menschen mit kleinem Einkommen, Menschen mit Behinderung und chronisch Kranke, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen, Alleinerziehende, sowie Rentnerinnen und Rentner. Dabei setzt er auf allen Ebenen des Verbandes auf ein kompetentes Ehrenamt.

VdK-Präsidentin ist seit 2018 die ehemalige Biathletin und Skilangläuferin Verena Bentele, die als Sehbehinderte von 1995 bis 2011 vierfache Weltmeisterin und zwölffache Paralympics-Siegerin wurde. Schon vor ihrem sportlichen Karriereende begann Verena Bentele, sich auf hoher Ebene sozialpolitisch zu engagieren. So war sie von 2014 bis Mai 2018 die Behindertenbeauftragte der deutschen Bundesregierung.

Die Kernthese des Sozialverbands lautet: Deutschland ist ein reiches Land mit einer außerordentlich hohen Wirtschaftskraft. Bei solch positiven Gegebenheiten darf die Kluft zwischen Arm und Reich nicht immer größer werden. Doch genau dies geschieht, und es muss daher eine deutliche Kehrtwende erfolgen. Um eine Umverteilung und somit soziale Gerechtigkeit zu erlangen,  müsste eine angemessene Sozialpolitik eintreten. Die Erfüllung folgender Forderungen sei dafür Voraussetzung:

* Auszahlung einer Mindestrente, damit die Menschen im Alter gut leben können.

* Bekämpfung von Armut und die damit verbundene soziale Ausgrenzung

* Die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung muss für jeden bezahlbar sein und die Leistungen erbringen, die die Menschen benötigen.

* Niemand darf aufgrund einer Behinderung oder einer Krankheit benachteiligt oder ausgegrenzt werden.

* Arbeit muss fair bezahlt werden und unter guten Bedingungen stattfinden.

* Stärkung des sozialen Miteinanders und Absage an Gewalt, Fremdenhass und Ausgrenzung.

Das alles klingt wie eine Utopie?  In Corona-Zeiten schon gar nicht bezahlbar? Die Corona-Pandemie hat den deutschen Staat bisher mehrere hundert Milliarden Euro gekostet.  Die Kosten der Corona-Pandemie –  so der VdK – müssten jetzt gerecht verteilt werden. Der Sozialverband schlägt daher die Erhebung einer einmaligen Vermögensabgabe vor, um die steigenden Staatsausgaben aufzufangen. Er warnt eindringlich  vor der Kürzung öffentlicher und sozialer Ausgaben und lehnt eine Rückkehr zur Schuldenbremse ab.               

VH

                                                                    

 

Foto: VdK/Susi Knoll

Verena Bentele, Präsidentin des VdK Deutschland

Foto: VdK/Thomas Rosenthal

Abstimmung der Delegierten zu sozialpolitischen Anträgen