Soziales Engagement

Alzheimer Angehörigen-Initiative – für Demenzerkrankte und ihre Angehörigen

 

Die Alzheimer-Krankheit ist mit rund 60 Prozent der Demenzerkrankungen die häufigste Form der Hirnleistungsstörungen im Alter. Gedächtnis- und Orientierungsstörungen können im Krankheitsverlauf so groß werden, dass selbst nahe Angehörige nicht mehr erkannt werden. Auch die Aktivitäten des  täglichen Lebens können nicht mehr bewältigt werden, damit sind unter anderem Körperpflege, Nahrungsaufnahme und sogar der Toilettengang gemeint.

Häufig erleben die an der Alzheimer-Demenz Erkrankten den Verlust ihrer geistigen Fähigkeiten  bewusst. Die Reaktion darauf ist in der Regel eine Depression. In der mittleren Phase der Krankheit können Wahnvorstellungen, Panikzustände und Aggression hinzukommen sowie die häufig zu beobachtende Weglauftendenz. Verstandesmäßig sind die Betroffenen im fortgeschrittenen Stadium kaum noch ansprechbar, allerdings bleiben sie für eine Körpersprache und für menschliche Wärme sensibel und empfänglich. Und bei dieser Erkenntnis kommen die Angehörigen ins Spiel: sie können helfen, mit Nähe und Zuwendung die verlorene Orientierung zumindest teilweise zu ersetzen. Eine vertraute Umgebung und eine einfache Tagesstruktur sind dabei förderlich. 

Doch was geschieht, wenn die pflegenden Angehörigen selbst Opfer der Alzheimer-Demenz werden? Wenn sie aus Unkenntnis auf die Unbeholfenheit der Erkrankten falsch reagieren? Wenn sie aufgerieben von den täglichen Herausforderungen der Erschöpfung nahe sind und den totalen Verlust des eigenen persönlichen Freiraums spüren? Wenn sie permanent unausgeschlafen sind, nicht abschalten können und nur noch den Wunsch verspüren, ausbrechen zu wollen aus dem Betreuungsstress? Wenn psychosomatisch bedingte Magenbeschwerden einsetzen, die nicht mehr wegzugehen scheinen?

Spätestens dann ist man als pflegender Angehöriger dringend auf Hilfe angewiesen. In Berlin erhält man die schnell und unbürokratisch von einer außergewöhnlichen Einrichtung: Die Alzheimer Angehörigen-Initiative (AAI) ist eine regionale Alzheimer Gesellschaft in der deutschen Hauptstadt. Sie wurde 1997 gegründet mit dem Ziel, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern. Die AAI stellt eine Vielfalt an Hilfsangeboten wohnortnah und nach dem individuellen Bedarf zur Verfügung. Mit rund 900 Mitgliedern ist die AAI seit vielen Jahren eine der drei größten Mitgliedsorganisationen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und zudem die erste und bislang einzige mit einem zertifizierten Qualitätsmanagement.

Im Jahr 2011 erhielt die Alzheimer Angehörigen-Initiative erstmals das PARITÄTische Qualitäts-Siegel®. Um die Gültigkeit des Siegels aufrecht zu  erhalten, führt die Zertifizierungsgesellschaft SQ Cert GmbH alle drei Jahre ein Wiederholungsaudit durch. Das letzte Audit fand am 2019 statt und wurde erfolgreich bestanden.

Die konkreten Hilfsangebote der Alzheimer Angehörigen-Initiative lassen sich in fünf Hauptfelder unterteilen: Persönliche Beratung, Gesprächsgruppen, Betreuung von Menschen mit Demenz, gemeinsame Aktivitäten und Vermittlung von Informationen zu Demenzerkrankungen.

Die Beratung von pflegenden Angehörigen, aber auch die von Pflegefachkräften erfolgt auf dreierlei Wegen: telefonisch, persönlich in der Beratungssprechstunde oder persönlich im häuslichen Umfeld. Sie erhalten als pflegender Angehöriger Rat, wie Sie Ihre psychische und physische Belastung abbauen, Ihre Pflege verbessern und Hilfsmittel nutzen können. Auf Wunsch werden Sie an häusliche Betreuer, ortsnahe Tagesstätten, Sozialstationen oder Kurzzeitpflegeeinrichtungen vermittelt. Ob eine der zahlreichen fachlich geleiteten Gesprächsgruppen (regelmäßig zweimal pro Monat für je zwei Stunden) in Frage kommt, wird ebenso erfragt. Nach einem ersten Beratungsgespräch kann sich natürlich nicht schlagartig alles ändern. Doch mit dem Gespräch ist oftmals ein wesentlicher Schritt getan, wieder ein Stück Hoffnung aufkommen zu lassen.

Die Alzheimer Angehörigen Initiative hat ihren Sitz auf dem Gelände des Evangelischen Geriatriezentrums in der Reinickendorfer Straße. Dorthin können die pflegenden Angehörigen ihren Demenzkranken mitbringen, um ihre eigene Teilnahme an einer Gesprächsgruppe zu ermöglichen. Er wird in dieser Zeit in einem Nebenraum von  Fachpersonal in der Krankengruppe aktivierend betreut. Die Fachkräfte haben sich speziell mit dem Krankheitsbild Alzheimer-Demenz auseinandergesetzt und orientieren sich stets am aktuellen Krankheitsstadium des Einzelnen.

Gemeinsames Kaffeetrinken, Plaudern, Spielen, Singen und Tanzen ohne Leistungsdruck tragen dazu bei, die verbliebene Orientierung, das Erinnerungsvermögen und die Wahrnehmung des Kranken so lang wie möglich zu erhalten. So werden schlummernde Fähigkeiten reaktiviert, oftmals sehr zur Überraschung der pflegenden Angehörigen. Aber auch Betreuungsgruppen zur Entlastung der pflegenden Angehörigen von Demenzkranken zählen zur Angebotsvielfalt der AAI. An einem Tag in der Woche betreuen ausgebildete Fachkräfte und speziell geschulte HelferInnen für vier Stunden die Kranken in einer kleinen Gruppe. Die häusliche Betreuung des Kranken zur stundenweisen eigenen Entlastung rundet das Angebot ab.

Gemeinsame Ausflüge bedeuten kleine Fluchten aus dem tristen Pflegealltag und vermitteln ein Stück Normalität in der schwierigen Lebenssituation. Dampferfahrten, Besuche im Zoo oder im Botanischen Garten und Nachmittage in einem Restaurant oder Café sind Aktivitäten, die die AAI regelmäßig mit den Angehörigen und den Kranken unternimmt. Die Vermittlung von Informationen zu Demenzerkrankungen erfolgt schließlich über Wochenendseminare für pflegende Angehörige, Alzheimer-Symposien und ebenso die Qualifikation ehrenamtlicher Helfer für die Betreuung Demenzkranker.                                        

VH                                 

 

 

Häufigkeit der Demenz nach Altersgruppen in Europa Grafik: Deutsche Alzheimer Gesellschaft