Im Kiez gekiebitzt

Französisches Flair mitten in Berlin – Das Maison de France am Ku’damm

 

Seit nun mehr als 70 Jahren gibt es das Maison de France schon. Das Zentrum für französische Sprache und Kulturaustausch liegt im Herzen der Stadt am Kurfürstendamm 211. Dabei war das im Jahr 1897 errichtete Gebäude zunächst ein Wohn- und Geschäftshaus gewesen, in den Anfangsjahren waren neun Mietparteien im Berliner Adressbuch verzeichnet. Doch sollten sich Eigentümer und Nutzungszweck im Laufe der langen Historie noch vielfach ändern.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude schwer beschädigt, sodass nur Teilstücke wie das Erdgeschoss und die Umfassungsmauern erhalten blieben. Seine eigentliche Bestimmung als französisches Kulturzent-rum und deutsch-französische Begegnungsstätte kam dem Haus erst nach Kriegsende zu. Zunächst als Bar, Cabaret und Hotel von den britischen Besatzern genutzt, fiel das Gebäude 1948 der französischen Militärregierung zu. Unter erschwerten Bedingungen bei der Baustoffbeschaffung entstand während der Berlin-Blockade das Maison de France als eines der ersten wiederhergestellten und neu errichteten Bauten im Zentrum West-Berlins nach Kriegsende.    

Am 21. April 1950 wurde das Haus feierlich eingeweiht. Der französische Stadtkommandant und Oberbürgermeister Ernst Reuter waren unter den Anwesenden. Im Jahr 1983 wurde während einer Veranstaltung ein Bombenanschlag auf das Haus verübt. Der Radsportler Michael Haritz kam bei diesem politisch motivierten Anschlag ums Leben, und es gab 23 Verletzte. Zwei Jahre blieb das Haus danach geschlossen und wurde erst 1985 durch den französischen Staatspräsidenten François Mitterrand und Helmut Kohl wiedereröffnet.

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1950 sind das Cinema Paris und das Institut Français im Maison de France untergebracht. Im Institut Français können Sprachkurse zum privaten Vergnügen oder aber zur beruflichen Weiterbildung belegt werden. Auch können sich Studierende, Schüler, Institutionen und Hochschulen kostenlos über Studienmöglichkeiten in Frankreich beraten lassen. Das Institut bietet ferner auch Diskussionsrunden, Ausstellungen, Theaterstücke und Konzerte in französischer Sprache an. Eine umfassende Mediathek mit rund 29.000 Medien ist öffentlich zugänglich. Wer möchte, kann in der seit 2020 wieder geöffneten Brasserie Le Paris Spezialitäten der französischen Gastronomie genießen.

Seit seiner Gründung im Jahr 2015 kümmert sich der Freundeskreis des Maison de France e.V. um die Belange des Kulturzentrums. Auf der Agenda des Vereins steht die Förderung der französischen Sprache und Kultur sowie der künstlerische Austausch. Das Maison de France am Kurfürstendamm ist ein Ort der Begegnung und der Verständigung mit bewegter Geschichte. Selbst die für 2015 geplante Verlegung des Institut Français in die Räume der Botschaft am Pariser Platz konnte mit einer Online-Petition erfolgreich verhindert werden.

Michaela Karrie

 

Foto: Anja Mesniankina

Stilelemente der 1950er Jahre: Klarheit, Schlichtheit und Festlichkeit, das Maison de France