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Studie zu Herausforderungen in der Pflege während der Corona-Pandemie

 

Eine aktuelle wissenschaftliche Studie hat sich mit den Herausforderungen in der Pflege während der Corona-Pandemie befasst. Ganz bewusst hat sich die Studie mit den Personen befasst, die in der Verantwortung stehen, also die Geschäftsführer*innen und Pflegedienstleiter*innen. Das Ergebnis: Die pflegerische Versorgung in Deutschland befand sich auch in der zweiten Welle an der Belastungsgrenze. Das federführende Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität zu Köln (IMVR) hat rund 300 Führungskräfte aus ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland zur aktuellen Situation in der Pflege befragt. Untersucht wurde sowohl zu Beginn der ersten Pandemiewelle im April 2020 als auch im Verlauf der zweiten Welle zwischen Dezember 2020 und Januar 2021.

Im Verlauf der Corona-Pandemie haben sich die Herausforderungen und Belastungen zum Teil verschoben und verschärft. „Die COVID-19-Pandemie kann seit Ausbruch als eine Art Brennglas verstanden werden, das eine Vielzahl existierender struktureller Defizite offen gelegt hat, die von neuen Herausforderungen und Belastungen in der Langzeitpflege überlagert wurden“, so Dr. Timo-Kolja Pförtner vom IMVR.

Die Bewältigung der ersten Pandemie-Welle war geprägt von einer erheblichen Anzahl von an und mit COVID-19 verstorbenen Pflegebedürftigen. Mit dem Aufkommen der zweiten Welle zum Jahresende 2020 rückten jedoch wirtschaftliche Aspekte ins öffentliche und politische Bewusstsein. Zwar wurde der Pflege zu diesem Zeitpunkt in Deutschland weiterhin Beachtung geschenkt, sie erreichte aber nicht mehr das Niveau wie zu Beginn der Pandemie.

Zu wesentlichen Ergebnissen der Studie gehören: Die Testung von Pflegebedürftigen und Mitarbeiter*innen wurde zur neuen Aufgabe. Der Mehraufwand wurde weitestgehend durch das Pflegepersonal getragen, das auch während der zweiten Befragung mit Personalmangel und -ausfällen zu kämpfen hatte. Die Auswirkungen der Pandemie auf das psychische Wohlbefinden der Pflegebedürftigen – und hier vor allem der demenziell erkrankten Menschen – bedeutet auch im Zuge der zweiten Befragung eine große Belastung für die Pflegekräfte.

Die Resultate verdeutlichen, dass die Impfkampagne von Pflegebedürftigen und Pflegenden für eine erste Entlastung gesorgt hat, dass sie aber auch mit einer Vielzahl von Unsicherheiten unter den Mitarbeitenden einherging. Besonders unter Pflegenden wurde aufgrund fehlender oder vermeintlich widersprüchlicher Informationen Kritik an den Impfungen laut.

Das Wohlbefinden der befragten Leitungskräfte hat sich der Studie zufolge im Zuge der Pandemie weiterhin verschlechtert. Trotz vielschichtiger Auswirkungen der Pandemie glaubt weiterhin ein Großteil der Befragten, die damit verbundenen Herausforderungen und Belastungen bewältigen zu können. Dies deutet darauf hin, dass Pflegeeinrichtungen im Notstand erprobt und dadurch widerstandsfähig sind.

VH

Foto: Commons/Raimond Spekking

Die Impfkampagnen - hier ein Blick in ein Impfzentrum - haben für Entlastung gesorgt