Soziales Engagement

Freiwilligendienste fördern das gesellschaftliche Miteinander

 

Freiwillige und längerfristige Dienste für die Gesellschaft erfreuen sich in Deutschland einer hohen und beständigen Beliebtheit. Im Jahresdurchschnitt sind rund 100.000 Freiwillige in Bundes- und Jugendfreiwilligendiensten im Einsatz, prozentual halten sich Frauen und Männer etwa die Waage. Fragt man die jungen und alten Menschen nach den Beweggründen für ihr Engagement, dann erhält man häufig ähnlich klingende Antworten: die Freiwilligenarbeit wird als Stärkung der eigenen Kompetenz und dadurch als persönlicher Gewinn empfunden; die Förderung des gesellschaftlichen Miteinanders wird als notwendig für eine intakte Gesellschaft angesehen;  der Freiwilligendienst ist attraktiv, weil er Menschen über Grenzen und Generationen zusammenbringt.

Grundsätzlich wird in Deutschland unterschieden zwischen dem Bundesfreiwilligendienst, der Menschen alles Alters offensteht und dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ), das für Jugendliche und junge Erwachsene vorgesehen ist. Der Bundesfreiwilligendienst ist ein Angebot für Frauen und Männer, sich außerhalb von Schule und Beruf für das Allgemeinwohl zu engagieren. Einsatzgebiete finden sich im sozialen, ökologischen und kulturellen Sektor, aber auch im Bereich des Sports, der Integration und im Zivil- und Katastrophenschutz. Mindestalter für eine Einsatzzeit ist 16 Jahre sowie die Erfüllung der Vollzeitschulpflicht. Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht. Die Regeleinsatzzeit beträgt zwölf Monate, mindestens sind jedoch sechs, maximal 24 Monate vorgesehen.

Die tägliche Arbeitszeit entspricht der einer Vollzeitbeschäftigung. Alle Freiwilligen werden gesetzlich sozialversichert und haben regulären Urlaubsanspruch. Die anerkannten Einsatzstellen leisten Unterkunft, Verpflegung und falls nötig Arbeitskleidung – und sie zahlen auch für den Bund das vereinbarte Taschengeld. Das liegt aktuell bei maximal 414 Euro monatlich und wird für etwa 40.000 Menschen pro Jahr gezahlt.

Noch größer ist die Zahl bei den Jugendfreiwilligendiensten. Dort verwirklichen jährlich über 60.000 Jugendliche ihren Wunsch, etwas Gutes in gemeinnützigen Einrichtungen zu tun. Wer sich für das angesprochene FSJ entscheidet, kann dies beispielsweise in einer Kindertages-stätte, bei einem Sportverein, in einem Museum – oder auch in einer Pflegestation absolvieren. Beim FÖJ freuen sich etwa Tierschutzvereine, Umweltstiftungen, Naturschutzverbände oder ökologische Bauernhöfe auf tatkräftige Unterstützung.

Viele der jungen Freiwilligen möchten ihr Engagement direkt nach der Schulzeit starten. Das verwundert keineswegs, denn FSJ oder FÖJ bieten auch eine berufliche Orientierung. Kann ich wirklich so gut mit Kindern umgehen, wie mir nachgesagt wird? Ist die Pflege tatsächlich eine Berufsoption für mich? Entsprechen die Arbeitsaufgaben im Naturschutz meinen persönlichen Erwartungen? Da ist es durchaus von Vorteil, dass die Freiwilligen während der gesamten Dienstzeit pädagogisch begleitet werden. Konkret bedeutet das eine individuelle Betreuung am Arbeitsplatz, aber auch den Besuch von mindestens 25 Seminartagen. Diese können von den Teilnehmer/innen auch mitgestaltet werden.

Ein weiteres attraktives Angebot: FSJ und FÖJ dürfen auch im Ausland geleistet werden, theoretisch sogar in allen Ländern der Welt. Interessenten können sich an den Internationalen Jugendfreiwilligendienst in Bonn melden, der sich gemeinsam mit dem Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben um die Anträge kümmert. Doch wo auch immer der Einsatz erfolgen mag – die jungen TeilnehmerInnen erwerben wichtige soziale und persönliche Kompetenzen, die später dann am regulären Arbeitsmarkt gefragt sind. Nicht umsonst erkundigen sich Personalchefs deutscher Unternehmen in den letzten Jahren verstärkt nach Freiwilligendiensten und anderen gemeinnützigen Tätigkeiten.

Die Geschichte des freiwilligen sozialen Jahres ist über 50 Jahre alt, seine gesetzliche Förderung trat 1964 in Kraft. Damals wurden junge Menschen zwischen 17 und 24 Jahren rechtlich mit Auszubildenden gleichgestellt. Bis zur Aussetzung der Wehrpflicht und somit auch des Zivildienstes im Jahr 2011 war das FSJ ebenso als Wehrersatzdienst anerkannt. Viel später als das soziale Pendant wurde das freiwillige ökologische Jahr etabliert. Ab 1993 wurde es als Modellprojekt in einigen Bundesländern durchgeführt, 2002 war dann die bundesweite Anerkennung erreicht. Rund 3.600 FÖJ-Einsatzstellen werden zurzeit angeboten, doch mit steigendem ökologischen Bewusstsein der vieler Jugendlicher wird die Zahl vermutlich nach oben tendieren. 

In Berlin befindet sich die Informationsbüros für Jugendfreiwilligendienste bei den Senatsverwaltungen für Bildung, Jugend und Familie (FSJ) und Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (FÖJ). Dort erhalten Interessenten auch Listen aller Träger, die vom Land Berlin anerkannt werden sowie Bewerbungsunterlagen. Zusätzlich zu Taschengeld, Unterkunft und Verpflegung können übrigens für alle Freiwilligendienste staatliche Zuwendungen wie Kindergeld, Wohngeld und Arbeitslosengeld II bezogen werden.                                               

VH

Foto: afs

Freiwillige bei einem Auslandseinsatz in Ghana